DER SALZPFAD erzählt eine wahre Geschichte und zwar die des Ehepaars Raynor und Moth Winn. Die beiden unternehmen eine 1000 Kilometer lange Wanderung, durch Cornwall, Devon und Dorset, entlang der britischen Küste. Es ist ein Wander-Roadmovie, wir kennen sowas ja – aber es geht auch um den Verlust von Heimat. Der Film beruht auf dem gleichnamigen Buch, das Raynor Winn über diese Reise geschrieben hat.

1000 Kilometer wird die Wanderung wohl lang sein. Naja, früher waren die beiden schon einmal öfters wandern, aber das war Jahrzehnte her. Damals, als sie so um die zwanzig waren. In Minehead, Somerset geht die Wanderung los, am Meer. Die beiden machen zunächst einmal, wie man das halt so macht, ein Selfie, gemeinsam mit dem Meer. „Gehen wir?“ – „Was sollen wir sonst tun?“ Was ist so alternativlos an dieser Wanderung? Raynor steht die Skepsis ins Gesicht geschrieben. Moth, ihrem Mann, auch, noch dazu hat er Probleme beim Laufen, er hinkt. Ist d eine solch lange Wanderung nich eine schlechte Idee? „Paddy“ ist ihr Begleiter. Also nicht wirklich: Paddy ist der Autor des Wanderführers, den sie dabei haben und der ihnen den Weg weist, aber was heißt schon „leicht bergauf“, wenn man es mit dem Gehen schwer hat, wie eben Moth? Was soll denn dann passieren, wenn Paddy „ziemlich steil bergauf“ schreibt?
Naja, nach vier Kilometern sind sie schon ganz schön weit oben und können über das Meer blicken, welch atemberaubende Aussicht, welch wunderschöne Landschaft. Aber Moth ist bereits völlig am Ende. Wie um alles in der Welt soll er denn noch 996 Kilometer durchstehen? Und warum um alles in der Welt nehmen sie überhaupt diese Strapazen auf sich? Nach Freude sieht das jedenfalls nicht aus. Früher als erhofft erfolgt nun also die erste Übernachtung, im Zelt, nicht gerade der ideale Ort für ein Paar, das nun auch nicht mehr so richtig jung ist.
Tag 2. Die Landschaft wird immer außergewöhnlicher und schöner und während Raynor langsam unterwegs ist, damit Moth sie einholen kann, hat sie Zeit, darüber nachzudenken, was passiert ist, was sie dazu gebracht hat, die Strapazen dieser Wanderung auf sich zu nehmen. Es ging nämlich um ein verlorenes Gerichtsverfahren. Um den Verlust ihres Hauses, ihrer Heimat – und ihres Vermögens und Einkommens, weil sie das Landhaus nämlich auch regelmäßig vermietet haben. Fünf Tage würden sie Zeit haben, sagte das Gericht, das Haus zu verlassen. Der feige Rechtsanwalt hat sich grußlos verdrückt. Und dann verstehen wir, warum sie diese Wanderung auf sich nehmen: Sie sind obdachlos. Heimatlos. Ihnen wurde das Zuhause weggenommen. Wie entwürdigend war der Rauswurf. „Vielleicht sollten wir einfach laufen?“ frag Raynor in dieser verzweifelten Situation. Und so sollte es sein. Nicht dass das eine Lösung wäre. Aber immerhin verschiebt es die Dringlichkeit des Problems nach hinten. Und so geschieht es. Aber wir erfahren noch mehr: Moth leidet an einer unheilbaren Krankheit die sein Gehirn und seine Nerven angreift, die Gehbehinderung ist ein erstes Anzeichen davon.
Und so wechselt die Erzählung hin und her, zwischen den Tagen des Wanderns und der Vergangenheit, der Entwicklung der Krankheit, dem Verlust des Hauses etc. Und ich muss leider sagen: Diese Erzählweise ist in meinen sehr unfilmisch und anstrengend, und man merkt ihr von vorne bis hinten an, dass sie der Anpassung einer Erzählung an das Medium Film geschuldet ist. Ich mag dieses hin- und herspringen zwischen den Zeitebenen nicht, und mir fehlt die Innensicht insbesondere Raynors, die vermutlich im Buch auf wunderbare Weise vorhanden ist – ohne dass ich das Buch gelesen habe. (Immerhin: Der Film weckt in mir die Lust, das Buch zu lesen.) Mich langweilt das leider über lange Strecken, die Geschichte entwickelt sich lange Zeit kaum weiter – klar die Situation der beiden wird schwieriger, während sich wahrscheinlich im Buch die Innensicht Raynors permanent weiterentwickelt. Immerhin hält uns der Film doch genug bei der Stange weil wir doch wissen wollen: Führen sie die Wanderung zu Ende? Gibt es eine Lösung für die beiden aus der drohenden Obdachlosigkeit heraus? Wie entwickelt sich Moths Erkrankung? Um dasbzu erfahren, schaut man dann doch gerne den Film zu Ende. Oder man liest das Buch.
