Weitere Kurzkritiken vom MAX-OPHÜLS-FESTIVAL 2023

FRANKY FIVE STAR. Regie: Birgit Möller | Deutschland 2023 | Spielfilm | Farbe | 114 Min. | Dt., Finnisch mit dt. UT | Uraufführung. (c) Sami Kuokkanen
FRANKY FIVE STAR. Regie: Birgit Möller | Deutschland 2023 | Spielfilm | Farbe | 114 Min. | Dt., Finnisch mit dt. UT | Uraufführung. (c) Sami Kuokkanen

TAMARA

Wie viele andere junge Menschen in den östlichen Bundesländern verließ auch Tamara in den 2000ern-Jahren ihre Heimat. Um ihr Elternhaus vor dem Verkauf zu retten, kehrt sie nun widerwillig dorthin zurück. Als ihr Vater bei einem Unfall ums Leben kommt, sind sie und ihre Mutter Barbara auf sich selbst zurückgeworfen. Während Barbara gelernt hat zu schweigen, um sich zu schützen, erkennt Tamara die Leerstelle um die eigene Herkunft. Und sie muss sich dem stellen, wovor sie einst weggelaufen ist: ihrer eigenen Geschichte. (Festivaltext)

Traurige Geschichte um die Übrigbleibsel der DDR-Vergangenheit in der Gegenwart einiger Menschen.

27 STOREYS

„So schön, schön war die Zeit.“ – Von dem größten sozialen Wohnpark Österreichs´, mit dem Namen Alterlaa, und seinem einstigen Glücksversprechen an seine Bewohner*innen handelt der humorvolle Debüt-Dokumentarfilm 27 STOREYS von Bianca Gleissinger. Die Regisseurin kehrt an den Ort ihrer Kindheit zurück und begegnet dort seinen verschrobenen wie liebenswürdigen Bewohner*innen – im Schießverein, am Pool auf dem Dach oder auf dem Balkon – und gewährt damit tiefen Einblick in ein soziales Biotop. “Wohnen wie die Reichen für alle“ war 1970 die utopische Prämisse des Architekten mit dem klangvollen Namen Harry Glück. Aber was ist von jenem Pioniergeist übriggeblieben? Dieser Film ist eine witzige, sehr persönliche Annäherung an einen obskuren Ort und eine Auseinandersetzung mit den eigenen Wurzeln. (Pressetext)

Ein wundervoller, amüsanter, unterhaltsamer Blick zurück in eine Stadt in der Stadt, in der die Zeit eingefroren scheint, in der praktisch alles noch so ist wie in den Siebzigern. Ein zutiefst überzeugender Dokumentarfilm der Regisseurin Bianca Gleissinger, die genau aus diesem Wohnpark stammt.

FRANKY FIVE STAR

Regie: Birgit Möller | Deutschland 2023 | Spielfilm | Farbe | 114 Min. | Dt., Finnisch mit dt. UT | Uraufführung

„Sei einfach du selbst!“ Wer kann das schon? Franky jedenfalls hat vier Stimmen in ihrem Kopf, die ihr Leben immer wieder durcheinanderbringen. In ihrer Kopfwelt wohnt sie mit Ella, Frank, Lenny und Frau Franke in einem alten Hotel. Während Franky einfach nur ihr Leben in den Griff kriegen will, haben ihre Alter Egos ganz eigene Ziele. Die wollen Liebe – oder endlich mal Sex. Als sie ausgerechnet dem neuen Freund ihrer besten Freundin immer näherkommt, bricht in ihrem Kopf-Hotel Chaos aus. (Festivaltext)

Was für eine wunderschöne, poetische, märchenhafte, überbordende, traumhafte Geschichte, was ein toller Cast, großartige Musik, tolles Setdesign, begeisterungswürdige Figuren, tolle Dialoge! Oh wie schön!

GOLDHAMMER

Marcel Goldammer, schwuler Sex-Arbeiter im Ruhestand, will in die Politik und schnell nach oben. Nicht nur aus Überzeugung, sondern vor allem weil es geht. Und zwar bei den Neuen Rechten.

Allerdings führt Marcel sein Leben weniger heimatverbunden als weltbürgerlich, weniger konservativ als queer, er ist nicht der typische „kleine Mann“, sondern ein Intellektueller ohne Studienabschluss und Lebemann mit Suchtproblemen. Geboren als deutscher Christ, lebt er heute als jüdischer Israeli in Tel Aviv und Berlin, liiert mit einem jungen Shanghaier, dessen scheinbar unendlicher Reichtum Marcels ausschweifenden Lebensstil ermöglicht.

GOLDHAMMER blickt hinter die Fassade eines Millennials auf dem Weg zum Populisten und spürt einer Biographie nach, die widersprüchlicher kaum sein könnte – aber genau deshalb perfekt in unsere Zeit zu passen scheint. (Pressetext)

Sehr schräger Dokumentarfilm mit noch viel schrägerem Protagonisten. Ich musste erst einmal ausführlich googlen, ob es sich hier nicht vielleicht um ein Mockumentary handelt. Tut es? Oder doch nicht?

LETZTER ABEND

Regie: Lukas Nathrath | Deutschland 2022 | Spielfilm | Farbe | 91 Min. | dt. Erstaufführung

Im Stillstand des Pandemie-Sommers wollen Clemens und Lisa einen Neustart wagen und von Hannover nach Berlin ziehen. Sie ist angehende Assistenzärztin, er ein talentierter, aber depressiver Musiker. An ihrem letzten Abend laden sie zu einem Abschiedsdinner ein – doch gute Freunde sagen kurzfristig ab und ungeladene Gäste tauchen auf. Schon bald offenbaren sich Konflikte, Sehnsüchte und Verletzungen einer privilegierten Tischgesellschaft, die scheinbar alles hat und doch an sich selbst zu verzweifeln droht. (Festivaltext)

Wundervolle kleine Geschichte eines Abends unter Freunden und anderen Menschen, mit stetig wechselnder Gefühlstemperatur. Toll erzählt, klasse Cast, großartiges Drehbuch.

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