DIE ARBEITENDE KLASSE FÄHRT ZUR HÖLLE beim goEast-Filmfestival in Wiesbaden

DIE ARBEITENDE KLASSE FÄHRT ZUR HÖLLE beim goEast-Filmfestival in Wiesbaden

Rot auf schwarze Anfangstitel, Industriesound im Hintergrund: Der Filmtitel von Mladen Đorđevićs Spielfilm „Die arbeitende Klasse fährt zur Hölle“, der am 27. und 28. April 2024 beim Osteuropafilmfestival goEast in Wiesbaden Premiere feiert, ist auch rein visuell und akustisch von Anfang an Programm. „Lang lebe der Tag der Arbeit“, steht unter einem alten, abblätternden, kommunistischen Arbeiterwandbild in einer alten Industrieruine. Eine junge, rothaarige Frau, Danica, mysteriös, stumm, nimmt dort mit ihrem Hund das Frühstück ein und macht sich dann auf dem Weg, vorbei an einer weiteren Arbeiterruine, dem Arbeiterurlaubsresort. Vor einer alten Fabrik demonstrieren ehemalige Arbeiterinnen und Arbeiter für die Aufdeckung der Umstände eines Fabrikbrandes, der vor einigen Jahren einige Menschen das Leben kostete. Sie fordern Gerechtigkeit und die Verhaftung der Verantwortlichen. Derweil keht Miya (Leon Lučev) kehrt nach 13 Jahren im Gefängnis in der serbischen Haupstadt Belgrad wieder in die Kleinstadt, aus der er kommt, zurück. Er schließt sich der Gruppe der Arbeiter in ihrem Kampf gegen den Fabrikbesitzer, aber auch gegen den korrupten Bürgermeister des Ortes und den lokalen Mafiaboss an. Die resolute Ceca ist die Anführerin der Gruppe, die die regelmäßigen Treffen leitet und furchtlos im Kampf gegen den Fabrikboss steht. Cecas Mann Goran war damals unter den Opfern. Ihre Ehe war trotz aller Versuche kinderlos geblieben. Miya hat sich unterdessen in Belgrad zu einem mystischen Heiler entwickelt, mit esoterischen Mitteln, Karten legen, Blei gießen und so weiter, glaubt er, das Böse vertreiben zu können. Er nennt es Gruppentherapie. Während Ceca die Gruppe zum Handeln antreiben will, sind einige eher hoffnungslos und beschäftigen sich mehr damit, im Fernsehen sonderbare, gewalttätige Realityformate anzuschauen. Derweil scheint sie Mystik immer mehr Besitz von der Bevölkerung zu ergreifen. Überall sieht man Zeichen der Verstorbenen, versteckte Hinweise. Seltsame, satanische Messen werden abgehalten. Die Hysterie greift um sich. Das Verhalten der Menschen wird immer grotesker und gewaltvoller.

Mladen Đorđević gelingt ein außergewöhnlicher, mysteriöser Film, der einen immer tiefer in die Abgründe führt. Es gibt verstörende Szenen, skurrile Charaktere, düstere Bilder (Kamera: Dušan Grubin). Es gibt wenige Filme, mit denen sich ein Vergleich zu „Die arbeitende Klasse fährt zur Hölle“ anbietet. Ich habe Assoziationen zu Peter Greenaways „Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber“ oder zu Kubricks „Clockwork Orange“. Alle ganz anders, aber manche Details erinnerten mich an die beiden Filme.

Mladen Đorđević wurde 1978 in Belgrad geboren. Sein preisgekrönter Debütfilm “The Life and Death of a Porno Gang” lief auf etlichen Festivals. Er studierte in Belgrad Film- und Fernsehregie, sein Abschlussfilm war der Dokumentarfilm „Made in Serbia“.

Vorstellungen beim goEast-Festival:

Caligari Sa, 27.04. / 19:30 Uhr

Apollo So, 28.04. / 13:00 Uhr

Originaltitel: RADNIČKA KLASA IDE U PAKAO

Originalsprache: Serbisch

Format: 9:16 HD, S/W

Altersfreigabe: FSK 0

WORKING CLASS GOES TO HELL

BGR, HRV, MNE, ROU, SRB 2023 / 127 min

Regie: Mladen Đorđević

Drehbuch: Mladen Đorđević

Kamera: Dušan Grubin

Schnitt: Lazar Predojev

Musik: Kalin Nikolov

Ton: Nenad Sciban, Momchil Bozhkov

Besetzung: Momo Pićurić, Ivan Djordjević, Szilvia Kriszan, Mirsad Tuka, Lidija Kordić, Tomislav Trifunović, Olivera Viktorović, Stefan Sterev, Tamara Krcunović, Leon Lučev

Produktion: Milan Stojanović, Mladen Đorđević

Co-Produktion: Martichka Bozhilova, Maria Drandaki, Ivan Marinović, Anamaria Antoci

Produktionsfirma: Banda (dordevicm78@gmail.com) (Serbia), Sense Production (Serbia)

Co-Produktionsfirma: Adriatic Western, AgitProp Production (Bulgaria) , Cinnamon Film, Homemade Productions (dorin@bukowski.net) (Romania) , Kinorama (Croatia) , Tangaj Production (anda@tangajproduction.com) (Romania)

Weltvertrieb: Patra Spanou Film (Germany)

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