Kaj ti je deklica – Little Trouble Girls in Perspectives bei der Berlinale

Spok Films.

Filme über Chöre bleiben mir des öfteren in besonderer Erinnerung. Der Chorfilm bildet so etwas wie ein Subgenre in der Filmgeschichte, das Spektrum ist riesig, von SISTER ACT bis DIE KINDER DES MONSIEUR MATHIEU. Noch heute habe ich die Lieder aus Monsieur Mathieu bisweilen als Ohrwurm im Ohr. Coming of age, Gemeinschaftsgefühl, Konkurrenz, Rebellion, Religion, Teamarbeit sind etwa Themen, die im Chorfilm abgearbeitet werden. In LITTLE TROUBLE GIRLS, dem Spielfilmdebüt der jungen slowenischen aus Ljubljana stammenden Regisseurin Urška Djukić tritt die in sich gekehrte 16-jährige Lucija dem Mädchenchor der katholischen Schule, die sie besucht, bei. Dort trifft sie auf Ana Maria, die ganz anders ist, offenherzig, beliebt, extrovertiert. Sie schminkt sich schon, hat längst ihre Tage. Die beiden freunden sich an. Die Mädchen reden darüber, ob und wann sie ihre Periode bekommen haben, wann sie sich von jemandem angezogen fühlen, wie sich sexuelle Erregunganfühlt. Normale Mädchenthemen eben. Aber in einer katholischen Schule spielen auch Begriffe wie „Sünde“ eine Rolle. Doch auf einem Probenwochenende in einem abgelegenen Kloster begegnet Lucija einem jungen Mann, einem Restaurator, für den sie sich interessiert. Doch nun riskiert sie sowohl die Freundschaft zu Ana Maria, als auch den Zusammenhalt im Chor. Die Harmonie, die einen guten Chor ausmacht, ist in Gefahr. „Hör auf zu träumen und komm zu uns“, sagt der Chorleiter irgendwann. Aber genau das, ihre Träume, will sie nicht verlieren. Ihre erwachende Sexualität verändert ihre Interessen und weckt Zweifel an ihren religiösen Werten.

Der Film beginnt als ein kleines akustisches Traumwerk, das die Ohren schärft für den Gesang, für die Chorproben, die einen großen Teil, einen wunderschönen Teil dieses Erstlingswerks einnehmen. Vieles am Erwachen der Sexualität wird nur angerissen, angedeutet, aber es ist ein Film, der mich sehr berührt hat.

„Ich begann mit der Erforschung der weiblichen Stimme, die im Laufe der Geschichte so oft zum Schweigen gebracht wurde“, erzählt die Regisseurin. „Dies führte mich zu der schwierigen Beziehung zu Sexualität, Sünde und Schuldgefühlen. Anhand eines sensiblen jungen Mädchens, das von gesellschaftlichen Konventionen der Sündhaftigkeit geprägt ist, wollte ich herausfinden, wie ein junger Mensch seine eigene innere Kraft findet. Diese Schuldgefühle im Zusammenhang mit natürlichen Instinkten habe ich persönlich während meiner Kindheit erlebt. Obwohl meine Familie nicht streng religiös war, erzog mich meine Mutter nach traditionellen katholischen Vorstellungen davon, wie ein „gutes Mädchen“ sein sollte. Später erkannte ich, dass diese Vorstellungen, die vielen Generationen von Mädchen, einschließlich meiner, aufgezwungen wurden – insbesondere diejenigen in Bezug auf Körperbild, Scham und Sexualität – starr und unbeholfen sind. Mit Little Trouble Girls wollte ich die Geheimnisse der Sinne als Werkzeuge zum Verständnis unserer selbst erforschen. Ich denke, das langjährige Tabu rund um Sexualität hat dazu geführt, dass wir ihre potenzielle Kraft immer noch nicht vollständig verstehen oder nutzen können. Der Körper hat seine eigene instinktive Intelligenz, die uns leitet, wenn wir genau zuhören. Das Konzept der sündigen Sexualität und der Mangel an Aufklärung darüber ist ein cleverer Mechanismus, um Menschen von ihrer inneren Kraftquelle abzukoppeln. Ich würde sagen, es ist wichtig, dass wir auf unsere Intuition hören und ihr vertrauen, auch wenn sie gesellschaftlichen Normen widerspricht. Menschen, die eine tiefe Verbindung zu ihrem Körper haben, lassen sich weniger leicht kontrollieren, weil sie ihrer inneren Führung mehr vertrauen als äußeren Anweisungen. Im Film hinterfragt Lucia ihre inneren, körperlichen Empfindungen im Hinblick auf gesellschaftliche Normen und Erwartungen, die unser Verhalten prägen und einschränken. Letztendlich beschließt sie durch eine transzendentale, kathartische körperliche Erfahrung, auf ihre Intuition statt auf die Dogmen zu hören.“

Urška Djukić studierte Medienkunst an der Kunsthochschule der Universität Nova Gorica und spezialisierte sich auf Film. Nach ihrem Abschluss drehte sie 2016 Kurzfilm Bon Appetit, La Vie!, für den sie den slowenischen Filmpreis erhielt. Granny’s Sexual Life ist ein dokumentarischer Kurzfilm, er erhielt über 40 internationale Preise, u. a. den Europäischen Filmpreis für den besten europäischen Kurzfilm.

von Urška Djukić (Regie, Buch), Maria Bohr (Buch)
mit Jara Sofija Ostan, Mina Švajger, Saša Tabaković, Nataša Burger, Staša Popović
89′
Slowenien, Italien, Kroatien, Serbien 2025
Farbe
Slowenisch
Untertitel: Englisch

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