
Beinahe melancholisch erklingt die Musik zu den Bildern der Bomben, die im 2. Weltkrieg aus den Fliegern auf Hamburg fielen. Der Zufall bringt ausgerechnet die Bombenentschärferin Lane und ihre Mutter Margit auf außergewöhnliche Weise zusammen: Margit wohnt nämlich über dem Blindgänger, den ihre Tochter entschärfen muss. Otto ist der alte Hase, der alles über englische Aufschlagszünder weiß. Jetzt kommt aber erstmal das Fernsehen und ausgerechnet heute spielt HSV gegen Pauli. Und dann hat Lane auch noch Probleme, weil sie derzeit keine psychologische Freigabe hat, sie ist nämlich nicht zum Termin erschienen, dabei, sagt sie, isst sie, schläft sie, fickt sie gut, welches Problem soll es da denn geben. Blöd, dass die neue Psychologin herausbekommt, dass sie Mittel gegen Angststörungen verschrieben bekam.
Bis am nächsten Morgen um 8 Uhr muss also das ganze Viertel geräumt werden. Wer aber nicht beabsichtigt, ihre Wohnung zu verlassen, ist Margit – schließlich hat sie immer noch mit ihrem Kriegstrauma zu kämpfen. Und dann stellt sich auch noch heraus, dass der Zünder ein Langzeitzünder ist. Derweil wandert die Polizei von Tür zu Tür um die Räumung der Gegend sicherzustellen. Und dann ist da noch ein Flüchtling, Junis aus Afghanistan, der traumatische Erlebnisse zu verarbeiten hat – und ausgerechnet jetzt mit der Bombenwarnung zu tun hat.
„Blindgänger“ ist der tragikomische Eröffnungsfilm des achtung berlin Filmfestivals. Kerstin Polte gelingt ein schriller und unterhaltsamer Genrefilm, in dem viel Unwahrscheinliches zusammenstößt. Der Cast ist toll, Anne Ratte-Polle, Haley Louise Jones, Claudia Michelsen, Bernhard Schütz und allen voran Barbara Nüsse als die kriegstraumatisierte Mutter. Was mir besonders positiv aufgefallen ist, ist das Szenenbild von Daniela Herzberg – insbesondere die Wohnung der Mutter ist so unglaublich liebevoll, detailgenau und fantasievoll gestaltet. Auch die Kameraarbeit von Katharina Bühler ist fantasiereich, überraschend und kreativ. Mir ist das manchmal etwas zu schrill, aber wer sich auf die Unwahrscheinlichkeiten des Films einlässt, wird großartig unterhalten werden.
Deutschland | 2024 | 90 Min.
Noch keine Angaben zur Sprache
Berlin-Premiere
Regie, Buch Kerstin Polte Schauspiel Anne Ratte-Polle, Haley Louise Jones, Claudia Michelsen, Bernhard Schütz, Thelma Buabeng, Daniel Sträßer, Karl Markovich Kamera Katharina Bühler Schnitt Julia Wiedwald, Aurora Vögeli Ton Corinna Zink Szenenbild Daniela Herzberg Kostümbild Tanja Liebermann Musik Daniel Hobi, Ephrem Lüchinger Casting Marion Haack Redaktion Christian Bauer (SR), Barbara Häbe (arte), Carlos Gerstenhauer, Nina John (BR) Produzent:in Andrea Schütte, Dirk Decker, Sarah Born, Rajko Jazbek, Dario Schoch ProduktionTamtam Film, Catpics KoproduktionBayerischer Rundfunk, ARTE, Saarländischer Rundfunk Verleih missingFilms
Berlin Regie
Uraufführung 32. Filmfest Hamburg
https://achtungberlin.de/2025/blindgaenger
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