Einige Kurzkritiken zu deutschen Filmen

Das schwarze Quadrat.

DAS SCHWARZE QUADRAT

Eigentlich kommt Charlie nie zu spät! Doch heute steht er im Stau und verpasst die Abfahrt des Kreuzfahrtschiffs „MS Atlantik“, auf dem er seine Beute aus einem Diebstahl übergeben sollte. Sein Komplizen Vincent (Bernhard Schütz) und Nils, Charlies Neffe, (Jacob Matschenz) überfallen irgendwelche Passagiere und nehmen deren Identität an, um an Bord zu kommen. Doch ihr Pech ist, dass sie an einen David-Bowie- und an einen Elvis-Imitator geraten sind, für die sie sich fürderhin ausgeben müssen. Im Gepäck haben sie die Beute: Kasimir Malewitschs Gemälde „Das schwarze Quadrat“. „Meine Tochter ist 5, die hat das gemalt“, behauptet Vincent, als die Security sein Gepäck durchsieht und das Bild entdeckt. „Meine Tochter ist 4, die kann schon Häuser und Bäume malen“, antwortet der Securitymann mitleidig. Doch auch die Polizei ist auf dem Schiff, um die sich aber Martha (Sandra Hüller) kümmert, die Komplizin des russischen Auftraggebers. Vor allem Vincent als David Bowie versagt komplett. Unvorhersehbare Verwirrungen entspinnen sich.

DAS SCHWARZE QUADRAT ist eine turbulente Komödie mit einigen gelungenen Pointen (Vincent: „Immer, wenn man einen Adorno oder Camus braucht, ist keiner da.“). Kamera und Ausstattung schaffen durchaus kinoadäquate Bilder, der Cast ist toll (allen voran Schütz, Matschenz und Hüller). Durchaus eine gelungene Komödie, wurde sie mir am Ende vielleicht etwas zu klamaukig, aber was soll’s…

Kinostart: 25. November 2021.

TRÄUME SIND WIE WILDE TIGER von Lars Montag

Für den zwölfjährigen Ranji aus Mumbai ist Bollywood das Größte: Die bunten Filme der indischen Filmindustrie mit ihren ansteckenden Songs und Tanzchoreographien machen ihn glücklich – wie Millionen anderer Landsleute. Nichts wünscht er sich mehr, als einmal mit seinem erklärten Helden, dem indischen Superstar Amir Roshan, vor der Kamera zu stehen. Doch seine große Sehnsucht rückt in unerreichbare Ferne, als seine Eltern dem Jungen ihren Traum eröffnen, ins weit entfernte Deutschland auszuwandern. Nur die Hoffnung auf die Teilnahme an einem Casting für den neuen Film von Amir Roshan hält ihn aufrecht – auch wenn das in seiner alten Heimat Indien stattfindet. Für seine Träume muss man kämpfen – von allein gehen sie nicht in Erfüllung. Das weiß auch Nachbarsmädchen Toni, die sich für Ranji als unerwartete Verbündete erweist. Mit Mut und vereinten Kräften machen sich die beiden daran, ihre Träume wahr werden zu lassen – und finden dabei auch noch das Glück wahrer Freundschaft.

Farbenfrohe, amüsante Migrationskinderkomödie, die nicht alle Klischeeklippen umschiffen kann, es aber trotz bisweilen allzu simplem Drehbuch schafft, unterhaltsam zu sein. Naja, eigentlich ist es die Idee des Films, allen ihre Klischees unter die Nase zu reiben, Klischees über Inder, über Deutsche. Das ist bisweilen witzig, nervt aber auch schnell mal.

REGIE

Lars Montag

MIT

Shan Robitzky, Annlis Krischke, Murali Perumal, Sushila Sara Mai, Anne Ratte-Polle, Simon Schwarz, Irshad Panjatan, Herbert Knaup, Nina Petri

KINOSTART

03.02.2022

TÖCHTER

Martha und Betty kennen sich seit 20 Jahren, und sie entscheiden sich fürs Durchbrettern. Vor sich haben sie das Ziel, von hinten drängt das nahende Unglück. Was die beiden besten Freundinnen außerdem teilen, sind die seit Ewigkeiten schwelenden Probleme mit ihren Vätern; ungeklärte Beziehungen, die wie Gewitterwolken über ihnen hängen; prall gefüllt mit Vorwürfen, Ängsten

und unausgesprochenen Verletzungen. Vertane Aussprachen auf einem toten Gleis – ohne Chance auf Klärung und Versöhnung. Doch während Martha erlebt, dass ihr Vater seine Todessehnsucht nur vorgetäuscht hat, um die große Liebe seines Lebens am Lago Maggiore wiederzusehen, trauert

Betty ihrem schon vor Jahren angeblich verstorbenen Stiefvater Ernesto nach. So gerät für das kuriose Trio die als Tagesreise in die Schweiz begonnene Fahrt zum Roadtrip durch halb Europa. Denn die Serpentinen des Lebens sind gespickt mit Schlaglöchern, Umleitungen und Gabelungen. Nicht nur Marthas Vater verfolgt seine eigene Agenda, auch Betty entdeckt während der Reise auf den Spuren ihres Vaters die verblüffende Wahrheit, dass der Tod nicht immer das Ende ist …

Schöne Tragikomödie mit Roadmovieelementen – mit einer wundervollen Besetzung, schönen Landschaften, einer sorgfältigen Figurenzeichnung, allerdings bisweilen mit Längen im Drehbuch und einer Handlung, die etwas lahmt.

Regie: Nana Neul

Drehbuch: Lucy Fricke, Nana Neul

Darsteller*innen: Birgit Minichmayr, Alexandra Maria Lara, Josef Bierbichler, Giorgio Colangeli, Andreas Konstantinou

Kinostart: 7. Oktober 2021

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