Filmkritik / achtung berlin Filmfestival: STILLE POST

Khalil (Hadi Khanjanpour) – STILLE POST —

Khalil ist ein engagierter Grundschullehrer an einer Berliner Schule. Mit seiner Klasse besucht er zu einer Unterrichtseinheit zum Thema Nachrichten ein Fernsehstudio. Seine Freundin Leyla ist dort Journalistin. Eines Tages zeigt Leyla ihm Kriegsvideos aus seiner Heimatstadt in der Türkei – der kurdischen Stadt Cizre. Die Videos wurden ihrer Nachrichtenredaktion aus der Türkei zugespielt. Leyla bittet Khalil darum, zu verifizieren, dass es sich wirklich um Bilder aus Cizre handelt, doch er ist schon seit langer Zeit von dort weg. Doch plötzlich glaubt er, in den Aufnahmen seine Schwester Senem zu erkennen, die er für tot gehalten hatte.

Er wendet sich an kurdische Freunde in Berlin und versucht Kontakt zu ihr aufzunehmen. Er erfährt, dass sie sich totgestellt hatte, um weiterkämpfen zu können. Khalil wird aufgefordert, die Kriegsvideos, die von seiner Schwester stammen, in die deutschen Nachrichten zu bekommen. Er ersucht Leyla um Unterstützung. Sie versucht, die Bilder in ihrer Redaktion unterzubringen, aber ihre Kollegen verweigern dies; es sei problematisch Bilder aus kurdischen Quellen zu verwenden, ohne diese neutral verifizieren zu können. Niemand interessiert sich für die Bilder; die Nachrichten schweigen weiterhin. Khalil ist verzweifelt.

Doch dann manipulieren Khalil und Leyla die Videos und machen sie dramatischer. Prompt reagieren die Medien. Die Nachrichten berichten, politische Debatten finden statt, der Krieg wird sichtbar. Doch da erfährt Khalil, dass seine Schwester in Gefahr ist, weil die Türkei sich auf die Jagd nach den kurdischen Videoaktivist*innen macht.

Die Auseinandersetzungen erreichen schließlich auch Deutschland, es gibt Verletzte bei Zusammenstößen zwischen Türken und Kurden, aber auch in Khalils Schulklasse spiegelt sich der Konflikt wider…

STILLE POST ist ein erschütterndes Werk von großer Aktualität um den Wert von Nachrichten, um Wahrheit, Wahrhaftigkeit, Fake News, um die Einordnung und Bewertung kriegerischer Aktionen. Hadi Khanjanpour gibt der Figur des Khalil eine Tiefe, eine Zerrissenheit, die einem nahe geht.

Der Berliner Regisseur Florian Hoffmann vereint den politischen und den filmischen Hintergrund in sich. Nach dem Abitur ging der 1987 geborene Hoffmann nach West-Afrika um dort in der Entwicklungszusammenarbeit tätig zu sei. Später studierte er in Basel Ethnologie, Soziologie und Politikwissenschaften – und schließlich Regie an der dffb in Berlin.

Das achtung berlin Filmfestival zeigt Florian Hoffmanns Film STILLE POST: https://achtungberlin.de/

CAST
Hadi Khanjanpour: Khalil
Kristin Suckow: Leyla
Jeanette Hain: Chefredakteurin
Aziz Capkurt: Hamid
Jacob Matschenz: Jakob

CREW
Regisseur/ Autor: Florian Hoffmann
Kamera: Carmen Treichl
Tonmeister: Adel Gamehdar
Montage: Marco RottigProduzent: Alexander Wadouh
Produzentin: Roxana Richters
Ko-Produzent: Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin
Redakteur ZDF Kleines FS: Jörg Schneider

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