Der kleine Hasenjunge Karlchen feiert mit seiner Familie seinen fünften Geburtstag. Zumindest war das so geplant. Denn Karlchen hat eine kleine Schwester, Klara, im Kleinkindalter – und die wird krank, bekommt Fieber und die Eltern müssen mit ihr zum Arzt. Eigentlich war ein Geburtstagspicknick am See geplant, aber obwohl Karlchen das Geburtstagskind ist, spielt er nun nur noch die zweite Geige, weil man sich eben um klein Klara kümmern muss.
Das passt Karlchen natürlich gar nicht. Er geht in sich – und da fällt ihm ein, dass es bei seiner Oma Nickel doch eigentlich immer sehr lustig ist. Also beschließt er, sich auf eigene Faust auf den Weg zur Großmutter zu machen. Er packt seine Kuscheltiere in einen Bollerwagen, ein Küken mogelt sich auch noch in den Wagen rein.
Unterwegs auf seiner abenteuerlichen Reise zur Oma biegt Karlchen aber falsch ab und landet im Wald…
Um vom Sachverstand der Zielgruppe zu profitieren, sehe ich mir den Film gemeinsam mit meinem Sohn Julius (6) an. Ich frag mal nach: „Wie fandest du denn den Anfang des Films?“ – „Eigentlich ganz gut,“ sagt er. „Aber dann auch traurig.“ – „Kannst du dich an das Lied am Anfang erinnern? Mochtest du das?“ frage ich ihn – eine Fangfrage, denn Julius mag Filmmusik in den seltensten Fällen. „Mochte ich nicht“, antwortet er. Bei einschlägigen Disney-Filmen hält er sich sogar regelmäßig die Ohren zu. Hat er hier nicht gemacht. Wird also schon nicht so schlimm gewesen sein.
„Findest du das was für kleinere oder für größere Kinder?“ frage ich ihn, um die Zielgruppentauglichkeit abzuklopfen. – „Für beide“, erwidert er. – „Bist du im richtigen Alter für den Film?“ – „Ich glaube schon.“ – „Wäre das auch was für deinen vierjährigen Freund Armon?“ – „Ja“, sagt er. Na denn.
„Du magst Zeichentrickfilme, richtig? Und was magst du daran?“ frage ich ihn. Ich versuche ja immer wieder, ihm Kinderspielfilme nahezulegen, bisweilen sogar mit Erfolg, aber Zeichentrickfilme zieht er dennoch, wie ich weiß, vor. Er meint: „Ja. Ich mag, dass sie nicht echt sind. Und dass sie manchmal genauso nachgespielt werden, als ob es Schauspieler sind.“
Mikael Ekbladh ist ein langjähriger, erfahrener schwedischer Zeichentrickregisseur, der schon für TV-Serien wie „Karlsson vom Dach“ aus dem Jahr 2002 oder „Die kleine Monsterin“ (2009) verantwortlich war, zuletzt für den Kinofilm „Molly Monster“ aus dem Jahr 2016.
Der Film beruht auf der Karlchen-Kinderbuchreihe der in München lebenden Autorin Rotraut Susanne Berner. Seit 2001 sind etliche Bände der Reihe erschienen. Karlchen, die Hauptfigur, hat immer den Kopf voller Ideen und Pläne, will Abenteuer erleben und Neues entdecken. Die Bücher richten sich an Kinder im Vorlesealter, sprich der Erstklässler Julius ist auch für den Film schon fast am oberen Ende der Zielgruppe.
Aber er hatte jedenfalls sichtlich Spaß an dem Film – und mit dem Hasen Karlchen hat er wohl mitgefiebert: „Karlchen, das ist die falsche Richtung!“ ruft Julius dem Hasen spontan zu, als er sich in den Wald zu verirren droht.
„Karlchen – das große Geburtstagsabenteuer“ wurde ‚Internationalen Filmfestival Schlingel‘ und beim ‚Providence International Children’s Film Festival‘ jeweils mit dem Publikumspreis ausgezeichnet.
Nach meinem Geschmack ist das Karlchen etwas zu brav erzählt („Du darfst deine Freunde besuchen, aber eine Regel gilt: Du gehst ab jetzt nicht mehr allein in den Wald!“) und etwas zu glatt gezeichnet, ich habe meinem Sohn doch immer wieder auch mal etwas kantigere, rauere Geschichten zugemutet – und meistens kam das auch gut an. Aber was soll’s, das Urteil des Sechs-, fast Siebenjährigen zählt: Julius mochte ihn jedenfalls sehr und empfiehlt in weiter!
REGIE: Mikael Ekbladh
DREHBUCH: Rotraut Susanne Berner, Aje Brücken
BESETZUNG: Andrea Sawatzki, Ulrich Matthes, Carmen-Maja Antoni
LAUFZEIT 75′
KINOSTART: 7. Juli 2022