Filmkritik: VIER WÄNDE FÜR ZWEI von Bernabé Rico

VIER WÄNDE FÜR ZWEI von Bernabé Rico —

Sevilla, Spanien. Seit einigen Jahren ist die erfolgreiche, attraktive, aber auch unerbittliche Managerin Sara (Juana Acosta) mit dem ebenso gutaussehenden Daniel (Daniel Grao) verheiratet, acht Jahre schon. An die Zukunft ihrer Ehe glaubt sie allerdings nicht mehr, also macht sie sich auf die Suche nach einer eigenen Wohnung, für den Fall, dass sie sich trennt. Sie trifft sich mit Oscar Ramos (Carlos Areces) von einer Immobilienagentur, ein unerfahrenes Plappermaul, das die schweigsame Sara volltextet. Sie hat Interesse daran, eine schöne Wohnung in einem netten Vierteul zu kaufen, na gut sie müsste etwas modernisiert werden, aber sie hat eine schöne Terrasse und ist eigentlich gut geeignet. Allerdings gibt es da ein Problem: Sie könnte erst einziehen, wenn die jetzige Eigentümerin Lola (Kiti Mánver), 74 Jahre alt, gestorben ist. Kettenraucherin, Bypassträgerin, lebt ungesund. Klar werden Menschen auch mal über 80, aber doch nicht mit so einem ungesunden Lebensstil wie Lola. Das sind also die „Unannehmlichkeiten“, von denen Oscar geplappert hat. Aber Saras Entschluss steht fest: Nächste Woche will sie den Vertrag unterschreiben. Kurzerhand nutzt sie ihre Kontakte und besorgt sich die Krankenakte der alten Dame.

Sara und Daniel veranstalten regelmäßig Empfänge, bei denen auch Künstler*innen eingeladen werden. Man gibt sich aber nur rein äußerlich kunstinteressiert, in Wahrheit geht es Sara nur ums Geschäft.

Am nächsten Tag sucht Sara Lola auf – und obwohl die beiden sich frisch kennen, sind sie schon fast sowas wie Freunde. Sara ist, wie der Makler schon sagte, Kettenraucherin und hat Bypässe. Aber sie ist auch ein Freigeist, ein Enfant terrible, voller Lebensfreude und Leidenschaft – aber sie verlässt nicht mehr gerne ihre Wohnung, schaut sich die Welt lieber im Fernseher an. Aber Lola hat Sara auch durchschaut: Sie erkennt schon, dass ihr möglichst baldiges Ableben der künftigen Wohnungsbesitzerin zupasskäme. Lola mag es, mit offenen Karten zu spielen. Nun gehen sie also zur Immobilienfirma, um den Kauf in trockene Tücher zu bringen. Der Verkauf tritt dann in Kraft, wenn Lola tot ist.

Zurück in der Firma, taucht Daniel auf – er hat mitbekommen, dass Sara sich heimlich eine Wohnung gekauft hat. Derweil verbringt Sara immer mehr Zeit mit Lola, sie kaufen schon mal einen Sarg, kiffen zusammen, feiern Lolas 75. Geburtstag und Lola hat ein Ohr für Saras Sorgen mit ihrem Mann. Es kommt nämlich der Tag, an dem sich Sara von Daniel trennt, weil der eine Arbeitskollegin vögelt. Aber sie mahnt sie, den Ball flach zu halten, jeder hätte mal was mit Arbeitskollegen. Lola rät Sara, sich auch um eine Affäre zu bemühen.

Aber auch Sara hat nun ein Ohr für das, was Lola bewegt, nämlich ihr Ex Victor, dem sie einiges nie verziehen hat. Und zu dem zerrt Sara Lola nun. Er wohnt jetzt in Algeciras, aber er will Lola nicht sehen…

VIER WÄNDE FÜR ZWEI ist die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen zwei ursprünglich gänzlich unterschiedlichen Menschen in jeweils schwierigen Lebensphasen. Es ist das Regiedebüt des Schauspielers und Produzenten Bernabé Rico, der selbst aus Sevilla stammt. Der Film basiert auf dem Theaterstück 100 Quadratmeter von Juan Carlos Rubio. Der Film gewann in Spanien etliche Preise. „Es gibt ein Sprichwort, dass man nicht weiß, was das Paradies ist, bis man es verliert“, sagt Regisseur Bernabé über den Film.

Der Film erzählt eine schöne Geschichte, insbesondere Kiti Mánver als Lola spielt sehr berührend und überzeugend. Mir ist die Geschichte bisweilen zu rührselig und zu formelhaft auf die Tragikomödie hin konstruiert. Mehr am echten Leben orientiert, weniger an der Theatervorlage – und weniger aktiv gestaltete und konstruierte Figurenzeichnung, und es wäre mehr mein Film. Dennoch ist VIER WÄNDE FÜR ZWEI vielversprechend, unterhaltsam und interessant genug, um Interesse am nächsten Werk von Bernabé Rico erweckt zu haben.

VIER WÄNDE FÜR ZWEI startet am 7. Juli 2022 im Verleih von 24 Bilder bundesweit in den Kinos.

KURZDATEN

Filmtitel              VIER WÄNDE FÜR ZWEI
Original Titel      El Inconveniente

Genre  Komödie
Filmlänge           94 Minuten

Regie    Bernabé Rico
Cast       Juana Acosta, Kiti Mánver, Carlos Areces, José Sacristán u.v.a.
Produktionjahr               2020
Produktionsland             Spanien
Verleih                24 Bilder Film GmbH
Kinostart            07.07.22

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