ENGLISH VERSION BELOW
Regie: Léopold Legrand
Land: Frankreich
Deutschlandpremiere
2022 | 92 min. | Französisch
Untertitel: Englisch, Deutsch
Darsteller*innen: Sara Giraudeau, Benjamin Lavernhe, Judith Chemla, Damien Bonnard, Marie-Christine Orry, Olivier Rabourdin, Naidra Ayadi
Drehbuch: Léopold Legrand, Catherine Paillé
Kamera: Julien Ramirez Hernan
Produzent*in: Frédéric Brillion, Gilles Legrand
Rechte: Pyramide International
Franck und Meriem leben in prekären Verhältnissen in einem Wohnwagen in den Banlieues von Paris. Fünf Kinder haben sie, obwohl sie sich das eigentlich gar nicht leisten können. Und jetzt bekommt Franck auch noch Ärger mit der Polizei, weil er als Schrottsammler gemeinsam mit seinem Kollegen Stress auf dem Schrottplatz gemacht und dann auf der Flucht einen Unfall verursacht hat. Nun braucht er dringend einen Anwalt, um den hat sich Meriem gekümmert, aber auch den können sie sich natürlich nicht leisten. In der Anklage wird aber wohl schweres Geschütz aufgefahren werden. Julien, der Anwalt, hat ein gutes Herz, kümmert sich dennoch um den Fall und legt sich vor Gericht ins Zeug. Franck kommt glimpflich davon. Nach dem Urteil holt Juliens Frau Anna, ebenfalls Anwältin – Immobilienanwältin, ihren Mann ab, und weil Franck schlecht zu Fuß ist, fahren sie (bzw. fährt Anna, Julien hat wegen Alkohol am Steuer nämlich keinen Führerschein mehr) Franck mit dem Audi auch noch nach Hause in die ärmliche Wohnwagensiedlung am Stadtrand. Höflich wie sie sind, steigen die beiden noch aus und lernen die Familie kennen, samt einäugigem Hund. Als Geschenk gibt’s noch eine Flasche Schnaps.
Francks Situation wird aber nicht besser: Sein Transporter, mit dem er illegal Schrott gesammelt hat, den er zu Geld gemacht hat, ist nun selbst Schrott. Die finanzielle Grundlage der Familie ist nun weg. Und dann auch noch das: Meriem ist wieder schwanger. Kind Nummer sechs ist unterwegs. Und da sie sich das keinesfalls leisten können, und da Julien und Anna ja keine Kinder haben, kam Franck und Meriem doch eine Idee: Wie wäre es, wenn sie das Kind nehmen würden? Bei ihnen würde es ja ein schönes Leben haben? Abtreiben geht ja eh nicht, sie sind katholisch. Aber das sei ja Menschenhandel, lehnt Julien entschieden ab. Aber andererseits, mal nachfragen, wieviel Geld sie denn theoretisch verlangen würden, kann man ja mal. Auf die Idee kommen Anna und Julien dann doch. Und tauchen in der Wohnwagensiedlung auf. Sie könnten das Kind ja adoptieren, lautet ihr Vorschlag, das wäre der legale Weg. Franck und Meriem würden die Eltern sein, aber aufwachsen würde das Kind bei Julien und Anna. Aber Meriem lehnt das ab, sie will nicht als jemand dastehen, der das Kind weggibt. Ihr Plan war, der Verwandtschaft zu sagen, das Kind wäre bei der Geburt gestorben. Es einfach wegzugeben, dafür hätte keiner Verständnis, noch nicht mal sie selbst. Enttäuscht ziehen sie ab, aber Anna hat Blut geleckt. Nun handelt sie auf eigene Faust und bietet Franck 30.000 Euro für die illegale Variante an. Zu viel, lehnt der konsternierte Franck ab. Meriem sieht das anders. Seit sieben Jahren versuchen sie es mit künstlicher Befruchtung, nie hat es geklappt. Ihre Verzweiflung und der Kinderwunsch ist zu groß. Schon beim nächsten Frauenarzttermin nimmt sie Anna mit und gibt sie als ihre Schwester aus, und: Meriem gibt sich beim Arzt als Anna aus, benutzt deren Krankenkassenkarte. Nun ist quasi Anna schwanger. Mit dem Fötus ist alles in Ordnung, aber einen Wunsch hat Meriem: Als gute Christin würde sie wollen, dass das Kind getauft wird. Geht klar, meint Anna, die mit Religion eigentlich gar nichts am Hut hat. Und am Abend offenbart Anna ihrem Ehemann ihre „Schwangerschaft“. Doch Julien ist entsetzt. Er steht auf der Seite des Gesetzes und der Moral, sagt er.
Lange weiß man nicht, in welche Richtung sich der Film entwickeln wird. Es ist lange Zeit noch nicht einmal klar, ob „The Sixth Child“ ein Genrefilm ist, ein Drama, ein Krimi – oder etwa eine Sozialstudie. Diese Bewegung auf dem schmalen Grat macht aber gerade die Stärke des Films aus. Wahrscheinlich verbindet er das alles. Léopold Legrand gelingt mit seinem ersten Langfilm eine wundervolle, berührende, aber auch aufwühlende Geschichte um den Wunsch, ein Kind zu haben, über Moral und Eigennutz, über Schuld und Strafe, über innere Zwiespälte, in denen alle vier ProtagonistInnen stecken – und mit denen jeder und jede auf unterschiedliche Art und Weise zurechtkommt.
Screenings
Sonntag, 20.11.2022 21:15, Heidelberg Gloria
Montag, 21.11.2022 18:15, Mannheim Atlantis
Mittwoch, 23.11.2022 20:45, Heidelberg Gloria
Sonntag, 27.11.2022, 19:00, Mannheim Atlantis
https://www.iffmh.de/festival/unser-filmprogramm/filme/the-sixth-child/index_ger.html
ENGLISH VERSION
Directed by Leopold Legrand
Country: France
German premiere
2022 | 92 mins | French
Subtitles: English, German
Cast: Sara Giraudeau, Benjamin Lavernhe, Judith Chemla, Damien Bonnard, Marie-Christine Orry, Olivier Rabourdin, Naidra Ayadi
Screenplay: Leopold Legrand, Catherine Paillé
Camera: Julien Ramirez Hernan
Producer: Frédéric Brillion, Gilles Legrand
Rights: Pyramid International
Franck and Meriem live in precarious circumstances in a mobile home in the outskirts of Paris. They have five children, although they really can’t afford it. And now Franck is also getting into trouble with the police because, as a scrap collector, he and his colleague caused stress at the scrap yard and then caused an accident while trying to escape. Now he urgently needs a lawyer, Meriem has taken care of him, but of course they can’t afford him either. In the indictment, however, heavy artillery will probably be used. Julien, the lawyer, has a good heart, but still takes care of the case and puts in the effort in court. Franck gets off lightly. After the verdict, Julien’s wife Anna, also a lawyer – real estate lawyer, picks up her husband, and because Franck walks badly, they drive (or Anna drives, Julien no longer has a driver’s license because of drunk driving) Franck with the Audi too home to the poor trailer park on the outskirts. Polite as they are, the two get out and get to know the family, including the one-eyed dog. A bottle of schnapps is given as a gift.
But Franck’s situation doesn’t get any better: his van, which he used to illegally collect junk that he turned into money, is now junk itself. The financial basis of the family is now gone. And then there’s this: Meriem is pregnant again. Child number six is on the way. And since they can’t afford it, and since Julien and Anna don’t have any children, Franck and Meriem came up with an idea: How about taking the child? Wouldn’t life be nice with them? You can’t have an abortion anyway, they’re Catholic. But that’s human trafficking, Julien firmly rejects. But on the other hand, you can ask how much money they would theoretically ask for. Anna and Julien then come up with the idea. And show up at the trailer park. You could adopt the child, is her suggestion, that would be the legal way. Franck and Meriem would be the parents, but the child would grow up with Julien and Anna. But Meriem refuses, she doesn’t want to be seen as giving away the child. Her plan was to tell relatives that the child had died in childbirth. Simply giving it away, no one would understand, not even she herself. Disappointed, they leave, but Anna has tasted blood. Now she acts on her own and offers Franck 30,000 euros for the illegal variant. Too much, the dismayed Franck refuses. Meriem sees it differently. They have been trying artificial insemination for seven years, but it has never worked. Your despair and the desire to have children is too great. At the next gynecologist appointment she takes Anna with her and passes her off as her sister, and: Meriem pretends to be Anna to the doctor and uses her health insurance card. Anna is now pregnant. Everything is fine with the fetus, but Meriem has one wish: as a good Christian, she would want the child to be baptized. That’s fine, says Anna, who actually has nothing to do with religion. And in the evening Anna reveals her “pregnancy” to her husband. But Julien is appalled. He’s on the side of the law and morality, he says.
For a long time we don’t know in which direction the film will develop. For a long time it’s not even clear whether „The Sixth Child“ is a genre film, a drama, a crime thriller – or a social study. However, walking a fine line is precisely what makes the film so strong. He probably ties it all together. With his first feature film, Léopold Legrand succeeds in creating a wonderful, touching but also stirring story about the desire to have a child, about morality and selfishness, about guilt and punishment, about inner conflicts in which all four protagonists are stuck – and with which everyone and each copes in different ways.
screenings
Sunday, November 20th, 2022 9:15 p.m., Heidelberg Gloria
Monday, November 21, 2022 6:15 p.m., Mannheim Atlantis
Wednesday, November 23, 2022 8:45 p.m., Heidelberg Gloria
Sunday, November 27th, 2022, 7 p.m., Mannheim Atlantis
https://www.iffmh.de/festival/unser-filmprogramm/filme/the-sixth-child/index_ger.html