ROTER HIMMEL im Wettbewerb der Berlinale

© Christian Schulz / Schramm Film

von Christian Petzold
mit Thomas Schubert, Paula Beer, Langston Uibel, Enno Trebs, Matthias Brandt

Leon und Felix sind Freunde. Sie haben die großartige Idee, einen gemeinsamen Arbeitsurlaub im Ferienhaus unweit der Ostsee zu verbringen. Zu zweit. Leon ist Schriftsteller. Er arbeitet an seinem zweiten Buch. Er braucht Ruhe, um zu schreiben. Und er spürt – ja das zweite Buch – dass das nicht so einfach ist wie beim erfolgreichen Erstlingswerk. Außerdem hat sich Besuch angekündigt: Sein Verleger will fürs Wochenende vorbeikommen und mit ihm über das Buch reden und einiges mit ihm durchsprechen. Felix hingegen muss seine Mappe fertig machen, mit der er sich für die Kunsthochschule bewerben will. Aber eigentlich hat er noch gar nicht damit angefangen und eigentlich klingt seine Idee ziemlich dünn. Aber statt eines ruhigen Arbeitsurlaubs nimmt das Ganze erst einmal einen schwierigen Anfang: Die Karre gibt unterwegs den Geist auf, Leon und Felix müssen ihr Gepäck durch den Wald schleppen. Und dann hat ihnen die Ferienhausbesitzerin auch noch vergessen zu sagen, dass sie ja gar nicht allein sind. Da ist nämlich auch noch Nadja. Wer ist Nadja? Dem Namen nach vielleicht Russin? Nein ist sie nicht. Und wer ist sie eigentlich? Zunächst muss nämlich vor allem Leon schmerzlich feststellen, dass Nadja mit dem „Local“ Devid (Name weist auf Hrkunft hin) eine heiße und vor allem nächtens lautstarke Affäre hat. Aber gerade Leon braucht Schlaf, er muss nämlich arbeiten, weiterschreiben, sich auf den Verlegerbesuch vorbereiten. Das Kennenlernen mit Nadja misslingt dem sozial etwas ungeschickten Leon und so lässt er die – wie  er scheint’s entdeckt – Eisverkäuferin in der lokalen Gastronomie – sein Manuskript lesen. Was ihn furchtbar nervös macht, den empfindlichen Autor, schließlich kann jedes falsche Wort des Kommentares die Psyche des Schreibers massiv verletzen. Doch Nadjas Urteil ist ziemlich eindeutig… Der Verlegerbesuch naht, die Hitze flirrt, die Waldbrände im trockenen mecklenburgischen Wald drohen, das Liebeskarrusell dreht sich…

„Undine“ aus dem Jahr 2020 ist er der erste Teil der als Trilogie angelegten Reihe von Christian Petzold, „Roter Himmel“ ist nun eben der zweite Teil. Christian Petzold erzählt: „Es geht in dem Film um etwas, was in vielen Ländern ein richtiges Genre ist, nämlich der Sommerfilm: Junge Menschen, die losfahren und irgendwo den Sommer gemeinsam verbringen. Im amerikanischen Kino sind das oft Horrorfilme: Eine unbekannte Gegend, eine Abkürzung, ein Haus im Wald, und dann beginnt der Horror. Im französischen Kino sind die Sommerfilme mit jungen Menschen oft so etwas wie „Lehrjahre des Gefühls“: Man ist am Strand, die Klassen durchmischen sich, die Leute werden erwachsen. Und weil die Deutschen gerne träumen, wollte ich diesen Sommerfilm aus Deutschland in der Tradition der deutschen romantischen Träume beginnen: Der Wald, der Halbschlaf, die Musik, zwei junge Männer fahren im Auto und treiben dahin. Sie sind Drifter. Mit diesem Anfang ist noch nichts festgelegt. Das Einzige, was festgelegt ist: Das ist Kino.“ Und in der Tat gelingt Petzold ein wundervoller, leichter, dramatischer, aber auch komischer, realistischer und unterhaltsamer Film. Die Charaktere sind so überzeugend, ebenso die Darsteller, die sie verkörpern.

Und keiner kann diese wunderbare Art und Weise, filmisch zu erzählen, besser beschreiben als Petzold selbst: „Ich kann keine Filme mit Thema machen, das geht nicht. Ich kann nur etwas erzählen. Und in diesen Erzählungen verfangen sich Themen, manchmal bewusst, manchmal wie von selbst und manchmal auch nicht gewollt. Das, was in dem Film zu sehen ist, ist nicht die Erinnerung an meine eigenen Sommerurlaube. Die Welt hat sich verändert. Und wenn Fridays for Future uns daran erinnern, dass wir uns anpassen müssen, um weitermachen zu können, dann schaffen die etwas, was ich sehr interessant finde, nämlich ein Gemeinschaftsgefühl in der Anpassung. Das ist ein großer Angriff auf das, was uns die letzten 30, 40 Jahre erzählt worden ist, wie wir zu leben haben. Dafür habe ich eine ungeheure Sympathie. Ich glaube, dass man in den Resten von dem, was die Eltern hinterlassen haben, vielleicht noch seine Sommer verbringen kann, aber dass ein Wechsel ansteht. Diese Generation braucht ihre Geschichten, ihre Erzählungen, ihre Bilder, ihre Gefühle. Und die produzieren die gerade. Das hat mich interessiert.“

Mit

Thomas Schubert (Leon)

Paula Beer (Nadja)

Langston Uibel (Felix)

Enno Trebs (Devid)

Matthias Brandt (Helmut)

Stab

RegieChristian Petzold
BuchChristian Petzold
KameraHans Fromm
MontageBettina Böhler
Sound DesignDominik Schleier, Adrian Baumeister, Lars Ginzel
TonAndreas Mücke-Niesytka
SzenenbildKade Gruber
KostümKatharina Ost
MaskeHannah Fischleder
CastingSimone Bär
RegieassistenzIres Jung
ProduktionsleitungDorissa Berninger
Produzent*innenFlorian Koerner von Gustorf, Michael Weber, Anton Kaiser

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert