Sandstein Verlag. 192 Seiten, 75 Abb., meist sw im Vierfarbdruck, 27 x 20 cm, Festeinband
Erscheinungsdatum 25.11.2022
ISBN 978-3-95498-685-9
38,00 €
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Robert Adams, Jahrgang 1937, geboren in Orange, New Jersey gehört neben Ansel Adams, Edward Weston, Lewis Baltz, Nicholas Nixon, Stephen Shore und anderen zu den prägenden amerikanischen Landschafts- aber auch Architekturfotografen des ausgehenden 20. Jahrhunderts und der Gegenwart. Sein Thema ist der amerikanische Westen. Er war Lehrer und erarbeitete sich das Fotografieren jeweils in den Schulferien. Zu seinen ersten fotografischen Motiven gehörten historische Kirchen in der Prärie. Später verknüpfte er auf seinen Roadtrips fotografische mit textlichen Erzählungen.
Adams brachte in den 70erjahren fünf Fotobücher heraus, die sich allesamt mit dem amerikanischen Westen beschäftigen: White Churches of the Plains (1970), The Architecture and Art of Early Hispanic Colorado (1974), The New West (1974), Denver (1977) und From the Missouri West (1980). Mit diesen fünf Büchern setzt sich der Fotografiehistoriker Philipp Freytag intensiv auseinander. Akribisch und geradezu liebevoll präzise – aber immer wieder auch kritisch kümmert sich Freytag um Aufbau, Thematik und Umsetzung der Fotobildbände von Adams. Ein Beispiel: „Der Tafelteil [des White Churches-Buchs] erweckt in seiner Gesamtheit einen unentschiedenen, geradezu paradoxen Eindruck: Er wirkt nämlich zugleich unruhig und monoton.“ Positiver klingt es dann bereits bei „The New West“: „Schon der Blick auf den Buchumschlag verdeutlicht, dass sich die Gestaltung von The New West vor allem durch Klarheit und Reduktion auszeichnet. Damit werden bestimmende Merkmale der Bildsprache der Fotografien aufgegriffen und verstärkt.“ Über „From the Missouri West“ schreibt Freytag schließlich: „Tatsächlich überwiegt jedoch die Loslösung der Bilder von ihrem Gegenstand, ihre Verselbständigung in Richtung von Symbolen. Der Wortanteil geht im Vergleich zu den früheren Projekten weiter zurück.“
Freytags Analyse ist außerordentlich detailliert und differenziert. Im Fazit lesen wir: „Robert Adams verwebt in seinen Fotobucherzählungen verschiedene Aspekte des American West zu einem vielschichtigen, jedoch betont kohärenten Erinnerungsraum: darunter die Spezifik der Topografie, die tradierten Zuschreibungen an den Naturraum, aber auch die kulturhistorischen Facetten der Region. Die eigenen Beschreibungen der Landschaft in Wort und Bild ergänzt er durch Zitate und Verweise, und zwar wiederum in Wort und Bild.“
Man kann Philipp Freytag und dem Dresdner Sandstein-Verlag, der sich den Themenbereichen Kunst, Geschichte, Kulturgeschichte und Architektur verschrieben hat, gar nicht dankbar genug für dieses Werk sein. Sach- und Fachbücher zum Thema Fotobuch sind so außerordentlich selten, ich denke da zum Beispiel an Martin Parrs und Gerry Badgers zweibändiges Werk „The Photobook: A History“ aus dem Phaidon-Verlag, arg viel mehr gibt es dann gar nicht, von ein paar bisweilen auftauchenden einzelnen Veröffentlichungen abgesehen.
Bleibt noch, neben Philipp Freytags Arbeit, die des Buchdesigners zu loben: Joachim Steuerer zeichnet für die Gestaltung verantwortlich (von ihm stammt auch das Buchdesign des wundervollen „Kino der Moderne“-Bandes über den Film der Weimarer Republik), ebenso fallen die hervorragenden fotografischen Reproduktionen auf (Michael Ehritt).