I AM WHAT I AM (SOBAKASU) at the Nippon Film Festival Frankfurt

ENGLISH VERSION BELOW

Regie: Shinya Tamada
Mit Toko Miura
Japan, 2022
Deutschlandpremiere beim Nippon Film Festival Frankfurt

Kasumi ist beim Abendessen mit Arbeitskollegen, doch eigentlich nerven die nur. Oberflächlicher Smalltalk, und dann macht ihr der eine auch noch Avancen. Da geht sie lieber alleine in einen kleinen Ramen-Laden und hat ihre Ruhe. Auch zu Hause hat sie nur Stress, ihre Familie ist geschwätzig, laut, die Wohnung, in der sie mit Großeltern, Eltern und Geschwistern lebt, ist viel zu klein und ständig fragt man sie, ob sie nicht endlich einen netten, am besten gutverdienenden Mann kennen gelernt hätte. Vor allem ihre Mutter erwartet von ihr, dass sie doch mit 30 endlich einmal heiraten müsse. Aber das Konzept „Liebe“ ist ihr bisher gänzlich unbekannt. Und auch ihr Job im Call Center füllt sie kein bisschen aus. Frustrierender könnte die Situation für Kasumi also kaum sein. Und dann zerrt ihre Mutter sie auch noch zu einer Heiratsvermittlerin, doch der eigentlich sehr nette junge Mann hat, ebenso wie Kasumi, nicht das geringste Interesse, jetzt schon zu heiraten, ihn interessiert gerade nur sein Job, auch ihn hat seine Mutter zum Eheanbahnungsinstitut gezerrt. Immerhin freunden sich die beiden miteinander an. Doch als der junge Mann nach einiger Zeit sich dann doch näher für sie interessiert, wehrt sie ihn ab und erklärt ihm, sie sei asexuell. Romantische oder sexuelle Interessen seien ihr gänzlich fremd.

Eigentlich muss sich ihr Leben gänzlich ändern, sonst würde sie sich irgendwann ins Unglück stürzen. Dass sie nun ihren Job im Callcenter hinschmeißt und stattdessen in einem Kindergarten arbeitet und damit einen Job annimmt, der ihrem Leben mehr Sinn geben könnte, ist immerhin ein erster Schritt.

Eines Tages hat Kasumi dann eine besondere Begegnung: Am Strand trifft sie auf Yonaga, ihre ehemalige Mitschülerin. Kasumi hat sie zuerst gar nicht erkannt. Im Gegensatz zu ihr ist Yonaga wild und lebens- und unternehmungslustig. Gleich verabreden sie sich zum Baden und Campen am See. Eigentlich waren sie sich nie besonderes nah gewesen, aber dennoch hatten beide das Gefühl, dass es richtig wäre, Zeit miteinander zu verbringen. Und Kasumi erfährt etwas über Yonaga, was diese aber gar nicht beabsichtigt, zu verbergen: Sie ist ein ehemaliger Pornostar. Yonaga geht damit entspannt um – und nun meint man, dass Kasumi sich vielleicht eine kleine Scheibe von der abenteuerlustigen Yonaga abschneiden – und sich dann doch auf romantische oder sexuelle Beziehungen einlassen könnte.

Ausgerechnet in einer Aschenputtelgeschichte im Kindergarten trifft Kasumi dann auf ihr Alter Ego: Die Cinderella in jener Märchenvariante hat eben keine Lust, den Prinzen zu heiraten, nur weil die gesellschaftlichen Konventionen es eben vorsehen, dass man am besten seinen Märchenprinzen findet und heiratet. Das Aschenputtel der Geschichte verweigert sich der Heirat. Solch wagemutig erzählten Geschichten kann der konservative Vorstand des Kindergartens – ausgerechnet Yonagas Vater – aber den kleinen Kindern nicht zumuten – Kasumi bekommt Ärger: Solch sonderbare Werte hätten in den Köpfen kleiner Kinder nichts zu suchen. Als Yonaga das erfährt, beschließt sie, wie einst in der Schule, gegen die Ungerechtigkeiten, die Kasumi widerfahren, zu protestieren…

„I Am What I Am” ist die dritte Regiearbeit des japanischen Regisseurs Shinya Tamada, nach „Lust in Karaoke Box“ (2018) und „My Favorite Girl“ (2020). Zu Beginn des Films fürchtete ich die eine oder andere Klischeeklippe, doch insbesondere das wunderbare Spiel Toko Miuras lässt den Film immer mehr zu einer bezaubernden Geschichte um die an sexuellen Beziehungen so gänzlich desinteressierten Kasumi werden. Toko Miura, die wir vor allem von ihrer Hauptrolle aus „Drive My Car“ her kennen, wird der Stargast beim Nippon Filmfestival in Frankfurt sein und den „Nippon Rising Star Award“ entgegennehmen.

Am Schluss des Films erzählt Kasumi, warum ausgerechnet „War of the Worlds“ ihr Lieblings-Tom Cruise-Film ist: Weil es der einzige Cruise-Film sei, in dem er nicht auf ein Ziel zurennt, sondern in dem er vor etwas wegrennt. Und genau das, sagt sie, könne sie gut nachvollziehen, sagt Kasumi.

www.NipponConnection.com

ENGLISH VERSION

Kasumi is having dinner with co-workers, but actually they’re just annoying. Superficial small talk, and then one of you makes advances. She prefers to go alone to a small ramen shop and has her peace. Even at home she only has stress, her family is talkative and loud, the apartment in which she lives with her grandparents, parents and siblings is much too small and she is constantly asked if she couldn’t finally find a nice, best-earning man would have met. Above all, her mother expects her to finally get married when she is 30. But the concept of „love“ is completely unknown to her. And her job in the call center doesn’t fulfill her one bit either. The situation for Kasumi could hardly be more frustrating. And then her mother drags her to a marriage broker, but the actually very nice young man, like Kasumi, hasn’t the slightest interest in getting married right now, he’s only interested in his job, his mother dragged him to the marriage-preparation institute as well. After all, the two become friends. But when the young man takes a closer interest in her after a while, she rejects him and explains that she is asexual. Romantic or sexual interests are completely foreign to her.

Actually, her life has to change completely, otherwise she would eventually plunge into misfortune. The fact that she is now quitting her job in the call center and working in a kindergarten instead, taking on a job that could give her life more meaning, is at least a first step.

One day Kasumi has a special encounter: on the beach she meets Yonaga, her former classmate. Kasumi didn’t even recognize her at first. Unlike her, Yonaga is wild and fun-loving and adventurous. They immediately arrange to meet up for swimming and camping at the lake. They had never been particularly close, but both still felt that spending time together would be the right thing to do. And Kasumi learns something about Yonaga that she doesn’t intend to hide: She’s a former porn star. Yonaga takes it easy – and now it’s thought that Kasumi might learn a little from the adventurous Yonaga – and then engage in romantic or sexual relationships after all.

Ironically, in a Cinderella story in kindergarten, Kasumi meets her alter ego: Cinderella in that fairytale version has no desire to marry the prince, just because social conventions dictate that the best thing to do is find and marry your fairytale prince. The story’s Cinderella refuses to marry. The conservative head of the kindergarten – Yonaga’s father of all people – can’t expect such boldly told stories from the small children – Kasumi gets in trouble: Such strange values have no place in the heads of small children. When Yonaga finds out about this, she decides, like she did at school, to protest against the injustices that Kasumi is experiencing…

I Am What I Am is the third directorial work by Japanese director Shinya Tamada, following Lust in Karaoke Box (2018) and My Favorite Girl (2020). At the beginning of the film I feared one or two clichés, but in particular Toko Miura’s wonderful acting makes the film more and more an enchanting story about Kasumi, who is so completely uninterested in sexual relationships. Toko Miura, who we know best from her leading role in „Drive My Car“, will be the guest star at the Nippon Film Festival in Frankfurt and accept the „Nippon Rising Star Award“.

At the end of the film, Kasumi explains why “War of the Worlds” is her favorite Tom Cruise film: Because it’s the only Cruise film in which he doesn’t run towards a goal, but in which he runs away from something. And that, she says, is exactly what she can relate to, says Kasumi.

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