MAGIC MOUNTAIN beim DOK.fest München

Georgien, Polen 2023 – Regie: Mariam Chachia, Nik Voigt

Das Abastumani Tuberkulose Hospital. Tief in den Bergen Georgiens. Ein zerfallener alter Krankenhauspalast, der zuletzt vor 50 Jahren vielleicht mal hätte saniert werden müssen. Heute ist es eigentlich zu spät. Die Tapeten fallen runter, die Decken leiden unter Wasserschäden und auch die Behandlungsmethoden scheinen noch aus Thomas Manns Zauberbergzeiten zu stammen, woran der Filmtitel natürlich angelehnt ist. Rauchen, Saufen, Kartenspielen, irgendwelche Pillen schlucken. Darin besteht der Tagesablauf der Patienten. Mariam Chachia, die Regisseurin des Films, hat vor einiger Zeit eine Tuberkulosediagnose bekommen. Man sagte ihr, dass sie nach Abastumani müsse, wenn die Krankheit nicht nach einem Monat besser würde. Dann wäre ihre Krankheit medikamentenresistent und sie müsste fürderhin in dem abgelegenen Hospital hausen. Sie hatte Glück, nach sechs Monaten wurde die Krankheit besser. Nun ist Mariam in die Berge gefahren, um zu erfahren, wie all die chronisch Kranken Menschen dort in der Abgeschiedenheit leben. Tödliche Langeweile müssen die Patient*innen totschlagen. Nichts Spannendes passiert. Es ist in keiner Weise nennenswert wohnlich. Die Krankenschwestern und Ärzte herrschen mit starker Hand gegen die Insassen. Man albert rum, das Kind in vielen kommt heraus, sinnvolle Freizeitbeschäftigungen gibt es kaum. Man spielt Backgammon, redet über die Vergangenheit, hin und wieder wird einer der schwereren Fälle vom Krankenwagen abgeholt.

Es geht um menschliche Dramen, manchmal hört man, dass jemand gestorben ist. Aber dann steht den Mitarbeiter*innen und den Patient*innen plötzlich ein schwerwiegender Einschnitt bevor: Das Hospital soll abgerissen werden. Mariam Chachia und Nik Voigt erzählenden einen berührenden, poetischen Dokumentarfilm, mit zum Teil schrägen und sonderbaren Charakteren, wie sie für einen entsprechenden Spielfilm gar nicht besser erfunden werden könnten.

Englischer/Originaltitel: JADOSNURI MTA. Deutscher Titel: ZAUBERBERG. Autor*in: Mariam Chachia. Kamera: Nik Voigt. Ton: Sebastian Zsemley. Schnitt: Nik Voigt, Mariam Chachia. Editing advisors: Celine Kelepikis, Derek Howard. Musik: Paul ‚Foda‘ Fothergill. Produktion: OpyoDoc. Produzent*in: Mariam Chachia, Co-Producer: Ewa Szwarc. Länge: 73 min. Vertrieb: Institute of Documentary Film

Biografie

Mariam Chachia machte 2003 ihren Abschluss an der Georgischen Staatlichen Universität Shot Rustaveli für Theater und Film. Sie arbeitete einige Jahre für Film- und TV Produktionen, 2012 drehte sie ihren ersten Dokumentarfilm KIROV STREET 8. In 2014 gründete sie die Organisation OpyoDoc, die Projekte für sozialen Wandel anstrebt.

Nik Voigt arbeitet als Kameramann, Regisseur und Cutter. Er war in verschiendenen Film- und Medienbereichen tätig, bevor er 2016 seine Berufung für den Dokumentarfilm fand. Seitdem hat er neun Dokumentarfilme gedreht, die auf arte ausgestrahlt wurden und auf zahlreichen europäischen Festivals zu sehen waren. MAGIC MOUNTAIN ist sein Debüt als Co-Rehisseur für einen abendfüllenden Dokumentarfilm.

Filmografie

Mariam Chachia

KIROV STREET, GE/FR 2013

LISTEN TO THE SILENCE, GE/FR 2016

Nik Voigt

BEFORE FATHER GETS BACK, GE/FR 2019 (Kamera)

WATER HAS NO BORDERS, GE/FR 2021 (Kamera)

Nominiert für den VIKTOR Main Competition DOK.international

Slices of Life, Einblicke, Ausblicke: Die Filme des internationalen Wettbewerbs öffnen uns Türen zu neuen Welten. Sie konkurrieren um den mit 10.000 Euro dotierten VIKTOR Main Competition. Preisstifter ist der Bayerische Rundfunk.

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