MARCH 68 beim Jüdischen Filmfestival Berlin Brandenburg

MARCH 68 beim Jüdischen Filmfestival Berlin Brandenburg

Originalitel MARCH ’68

Internationaler Titel MARCH ’68

Deutscher Titel MARCH ’68

JFBB Sektion WETTBEWERB SPIELFILM

Regisseur KRZYSZTOF LANG

Land/Länder PL

Jahr 2022

Dauer 120 MIN
https://jfbb.info/programm/filme/march-68

Der polnische Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Krzysztof Lang arbeitet bereits seit den 80er Jahren in Polen beim Film. Er hatte seinen Abschluss in Fernseh- und Radiowissenschaften im Jahr 1981 und schloss sich dann Zespół Filmowy “X”, einem berühmten Produktionsstudio unter der Leitung von Andrzej Wajda. 1982 bis 1987 war er für das Warschauer Dokumentarfilmstudio WFD tätig, um sich danach allmählich mehr dem Spielfilm zuzuwenden. Er drehte in den darauffolgenden Jahren etliche Kinofilme, Fernsehserien, Fernsehspiele und er arbeitete auch als Theaterregisseur, u.a. in Warschau und Moskau.

MARCH ’68 spielt, wie der Titel schon andeutet, Ende der 70er Jahre in Warschau. Janek und Hania sind zwei junge Menschen im Warschau jener Zeit, die, so passiert es nun einmal, sich zufällig auf der Straße begegnen. Janek findet die junge Frau interessant, aber beinahe verliert er sie aus den Augen, weil er, schusslig wie er ist, im Eifer des Gefechts mit einem Polizisten kollidiert, der nichts Besseres zu tun hat, als ausgerechnet in diesem Augenblick seine Papiere kontrollieren zu wollen, ausgerechnet jetzt, wo die junge Hania, die er so interessant findet schon fast weggelaufen ist. Alle Überzeugungskraft nimmt er zusammen und schafft es, den Polizisten mit seiner Ehrlichkeit zu überzeugen: Es gehe um die Liebe. Janek findet sie in einem Theater wieder, wo gerade die Uraufführung eines Theaterstücks stattfindet, wichtige Leute wohnen der Aufführung bei. Begeisterungsstürme beim Publikum, Skepsis bei den Offiziellen, denen ist das Religiöse im Stück suspekt. Janek und Hania haben also Glück, dass die beiden einander gefunden haben. Sie landen auf einer Party, kommen sich dort näher und wollen sich wiedersehen. Die Monate vergehen, glückliche Zeiten verbringen die beiden miteinander, Weihnachten, Silvester, doch ihrer Liebe droht Ungemach. Hanias Vater ist als Arzt vor einigen Monaten entlassen worden, fadenscheinige Argumente wurden vorgebracht, doch es war klar, dass es etwas damit zu tun hat, dass er Jude ist. Nach dem Sechstagekrieg im Juni des Jahres 1967 zwischen Israel und den arabischen Staaten Ägypten, Jordanien und Syrien entfesselte sich in den meisten Ostblockstaaten eine antisemitische Hetzkampagne. Der polnische Ministerpräsident Wladysław Gomułka warf den polnischen Jüdinnen und Juden vor, die Sache Israels und des Westens zu betreiben. Nach der Absetzung des Theaterstücks „Die Ahnenfeier“ von Adam Mickiewicz kam es in Polen zu studentischen Protesten, die in eben jenem März 1968 ausbrachen. Janeks Vater hingegen arbeitete beim polnischen Geheimdienst, der sich mit Gewalt gegen die Demonstrantinnen und Demonstranten einsetzte. Der unterschiedliche Hintergrund der Eltern von Hania und Janek droht sich auf die glückliche Beziehung der beiden auszuwirken.

Beeindruckend fängt Regisseur Krzysztof Lang die antisemitische Atmosphäre im Polen Ende der Sechziger Jahre ein. Die jungen Menschen jener Zeit befinden sich, ähnlich wie die Studenten im Westen, in einer Um- und Aufbruchsphase. Musik, Partys, Theater etc. spiegelt ihren Wunsch nach Mitgestaltung und Veränderung ihrer Welt wider, einer Hoffnung und Zuversicht, die aber schon sehr bald durch die Willkür der Regierung zunichte gemacht werden wird. Lang erzählt ein Kapitel aus der polnischen Geschichte das zumindest bei uns im Westen selten erzählt wird. Es gelingt ihm beeindruckend, die Umstände jener Zeit zum Leben zu erwecken. Der Cast, insbesondere die beiden jungen Protagonst:innen, tragen dazu bei, dass der Film zu einem packenden historischen Film wird.

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