KRÄHEN – Die Natur beobachtet uns – ab 16. November 2023 im Kino

Regie: Martin Schilt

Erzählt von: Elke Heidenreich

„Seit Menschengedenken begleiten sie uns wie schwarze Schatten“, erzählt Elke Heidenreichs Stimme aus dem Off. Martin Schilts Dokumentation „KRÄHEN – Die Natur beobachtet uns“ erzählt in beeindruckenden Bildern und Animationen die Kultur – und Naturgeschichte der Rabenvögel. Seit Tausenden von Jahren begleiten sie uns, beobachten sie uns. Es gibt nur wenige Tierarten, die Kulturtechniken an ihre Nachkommen weitergeben. Die Krähen gehören dazu.

Sie sind seit Jahrtausenden Kulturfolger, leben in unseren Städten und Siedlungen, profitieren von dem, was wir übriglassen, von dem was von unserer Jagd und unserer Ernte abfiel. Sie plündern unsere Picknicks, sie durchsuchen unsere Müllhalden. Diese Lern- und Anpassungsfähigkeit machte sie zu einer der erfolgreichsten Vogelspezies der Gegenwart. Gerade die Abwesenheit von Scheu, der Mut, sich in der Nähe der Menschen aufzuhalten, wurde zu ihrem Erfolgsrezept.

Martin Schilt folgt den Rabenvögeln in die kalten Winter Kanadas, wo die Inuit von den Raben profitieren – und umgekehrt. Sie folgen den Menschen, aber sie leiten sie auch zu den Beutetieren, die sie ohne die Hilfe der Menschen nicht erlegen könnten. Die Menschen beobachten sein Verhalten, lassen die Vögel in Ruhe. Aber dennoch, meint ein Mann, sei der Rabe den Ureinwohnern als Betrüger bekannt. Als Lügner. „Behalte sie stets im Auge“, sagt er.

Bevor sie den Menschen gefolgt sind, sind sie schon den Wölfen gefolgt, weil sie nicht stark genug waren, große Kadaver zu erlegen und zu öffnen. Es gibt die Theorie, dass sie den Wölfen sogar gezeigt haben, wo sie jagen müssen, erzählt der Zoologe Bernd Heinrich. Als Gangs sind die Krähen in den europäischen Großstädten unterwegs, etwa in Wien, wo sie daraus Nutzen ziehen, sich für Neues zu interessieren. Aber sie müssen auch Vorsicht walten lassen, denn überall lauern Gefahren.

Der Regisseur Martin Schilt erläutert: „Wir teilen mit den Rabenvögeln nicht nur unsere Geschichte, der Homo Sapiens hat mit seinen schwarzen Begleitern, eine ganze Menge gemeinsam: Raben und Krähen probieren genau wie wir Menschen alles Neue aus. Der Rabenforscher Bernd Heinrich bezeichnet das im Film als «Neophilie», also eine Vorliebe für neue Dinge. Andererseits kombinieren sie diese ausgeprägte «Neophilie» mit einer gehörigen Portion Vorsicht. Sie untersuchen alles Neue haargenau. Sie sind zudem neugierig, wissbegierig und sie verfügen zweifelslos über so etwas wie einen Verstand, genau wie wir Menschen. Die Grundvoraussetzungen, dass wir mit den Rabenvögeln unsere gemeinsame Geschichte weiterschreiben können, wären also nicht so schlecht. Es kommt nun halt darauf an, was wir aus unseren Möglichkeiten machen – das gilt für uns Menschen genauso wie für Krähen.“

Besonders faszinierend ist es, zu erkennen, wie ähnlich Krähen uns sind: Sie lernen durch ihren sozialen Austausch und ihre Beziehungen untereinander, sie sind lernfähig und neugierig, sie spielen, sie kommunizieren. Sie warnen und schimpfen, sie haben Territorialrufe, sie erkennen ihre individuellen Stimmen. Sie installieren Hierarchien in der Gruppe, sie pflegen Freundschaften. Es gibt Socialising und Smalltalk. Und es gibt eine Erkenntnis, die erst in den letzten Jahren gewonnen wurde: Rabenvögel sind in der Lage, Werkzeuge zu entwickeln…

„KRÄHEN – DIE NATUR BEOBACHTET UNS“ ist bei Weitem nicht die erste Dokumentation über Rabenvögel. Sie konzentriert sich nicht so sehr auf die Zoologie dieser Vogelspezies, sondern eben auf ihr Verhältnis zum Menschen und öffnet uns den Blick darauf, diese intelligenten Tiere zu schätzen und zu beachten. Martin Schilt ist ein beeindruckender wie unterhaltsamer Dokumentarfilm gelungen.

DCM startet KRÄHEN – DIE NATUR BEOBACHTET UNS am 16. November bundesweit in den deutschen Kinos.

Regie: Martin Schilt
Produziert von Belinda Sallin, Helmut Grasser, Martin Schilt
Kamera: Karen Vázquez Guadarrama, Attila Boa
Ton: Andreas Hagemann
Musik: Peter Scherer
Sounddesign & Mix Cornelia Baumgartner, Bernhard Belej, Jacques Kieffer
Schnitt: Marina Wernli
Postproduction Services Frl. Müller & Söhne

90 Minuten

Protagonist:innen:
Neukaledonienkrähe (Corvus moneduloides)
Amerikanerkrähe (Corvus brachyrhynchos)
Kolkrabe (Corvus corax)
Saatkrähe (Corvus frugilegus)
Rabenkrähe (Corvus corone)
Dickschnabelkrähe (Corvus macrorhynchos)

Fred Sangris
Loma Pendergraft
John M. Marzluff
Alexander Busch
Christian Rutz
Hajime Matsubara
Shoei Sugita
Toshio Nakamura
Matthias Loretto
Chris Skaife
Bernd Heinrich

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