KURZKRITIKEN VON DEN HOFER FILMTAGEN

PERIPHERIC LOVE (c) DSCHOINT VENTSCHR

PERIPHERIC LOVE von Luc Walpoth

Maria stammt aus Mexiko, sie ist nach Italien ausgewandert. Dort lebt sie mit ihrem Mann Giorgio. Die beiden haben keine Kinder, was immer zu Diskussionen zwischen den beiden führt. Giorgio war vor einiger Zeit getestet worden, er ist unfruchtbar. Giorgio ist Sicherheitsmann in einer Fabrik, der es finanziell schlecht geht, Gerüchte machen sich breit. Maria ist Haushälterin bei der Familie der Fabrikbesitzer, sie hat ein besonders gutes Verhältnis zum Sohn der Familie. Doch eines Tages ist Maria plötzlich schwanger. Aus Angst vor der Reaktion von Giorgio verrät sie ihm nichts von ihrer Schwangerschaft, sie glaubt er würde vermuten, dass sie ihn betrogen hat. Sie sucht Hilfe bei einem katholischen Pfarrer, dem sie im Beichtstuhl die Situation schildert. Doch das Schweigen Marias stellt die Ehe der beiden vor große Herausforderungen.

Eine kleine, unscheinbare, unaufgeregte Geschichte mit schönen Figurenzeichnungen, die mich bisweilen aber etwas kalt gelassen hat.

Regisseur: Luc Walpoth

Schauspieler: Iazua Larios, Fabio Troiano, Christina Rosamilia, Alessio Lapice, Ursina Lardi, Bruno Todeschini

Länge: 94 Minuten

Produktion: Davide Pagano, Gianfilippo Pedote, Sereina Gabathuler

Schweiz, Italien 2023

Luc Walpoth

Geboren 1981 in Zürich, Schweiz. Regiestudium an der École Internationale de Création Audiovisuelle et de Réalisation in Paris, Drehbuchstudium an der UCLA (University of California) Los Angeles.
Tätig als Regisseur und Kameramann. 

2007 MARÉE BASSE, Kurzfilm

2009 SOUS LES DRAPS (Co-Regie), Kurzfilm

2011 TRAIETTORIE INVISIBILI, KURZFILM

2011 ONE OF THEM, Kurzfilm

2012 SPIKE THE MOUSE, Kurzanimation

2014 I SASSI CHE ROTOLANO, Kurz-Mockumentary

2015 REPLIKA, Kurzfilm

2018 ANI SHINAN (Co-Regie), Kurzdokumentarfilm

2019 INSIDE THE ODYSSEY PROJECT, Dokumentarfilm

2020 BABY MONEY (Co-Regie), Spielfilm

2023 PERIPHERIC LOVE, Spielfilm

In Vorbereitung: L‘EXPÉRIENCE HUMAINE, Spielfilm

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WALD von Elisabeth Scharang

Die Journalistin Marian zieht sich auf’s Land zurück, in die dörfliche Gegend ihrer Kindheit. Niemand sieht sie dort wieder gerne. Sie stößt auf ein feindliches Klima, man meint, dass sie öffentlich gegen herkömmliche Methoden der Landwirtschaft gegiftet habe. In der Stadt fühlt sich Marian aber nicht mehr sicher, seit sie Zeugin eines Terroranschlags geworden ist. Sie blieb unverletzte, aber psychisch hat dieses traumatische Erlebnis etwas mit ihr gemacht. In der Einsamkeit des Waldes versucht sie wieder zu sich selbst zu finden. Doch dann trifft sie auf Gerti…

Das Drehbuch zu „Wald“ ist inspiriert vom gleichnamigen Roman von Doris Knech. Die Regisseurin Elisabeth Scharang stammt aus Bruck an der Mur, einer Kleinstadt in der Steiermark. Sie ist Dokumentarfilmerin, WALD ist aber auch schon ihr dritter Spielfilm, nach „Vielleicht in einem anderen Leben“ aus dem Jahr 2010 und „Jack“ aus dem Jahr 2015. Auch als Journalistin und Radiomoderatorin war sie tätig, sie gehört dem kreativen Kollektiv „dieRegisseur*innen“ an. „Wald“ ist ein bedrückendes Drama um die Gegensatzpaare Stadt/Land sowie Vergangenheit/Gegenwart. Mir ist das zu schwer erzählt, über weite Strecken gibt es niemanden, mit dem ich mich gerne identifizieren möchte, der Hintergrund mit dem Terroranschlag ist mir eine Nummer zu viel – und bald wird die Geschichte noch bedrückender.

Regie: Elisabeth Scharang

Mit Brigitte Hobmeier, Gerti Drassl, Bogdan Dumitrache, Johannes Krisch

Länge: 100 Minuten

Genre: Spielfilm

Produktion: Michael Katz, Veit Heiduschka

Österreich 2023

Festivals Awards: Toronto IFF 2023, World Premiere Zürich FF 2023, European Premiere

2000 NORMALE ZEITEN, Dokumentarfilm

2006 TINTENFISCHALARM, Dokumentarfilm

2007 MEINE LIEBE REPUBLIK, Dokumentarfilm

2010 VIELLEICHT IN EINEM ANDEREN LEBEN, Spielfilm 

2014 KICK OUT YOUR BOSS, Dokumentarfilm

2015 JACK, Spielfilm 

2022 WALD, Spielfilm  HOF 2023

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8 TAGE IM AUGUST

Seit Jahren verbringen zwei befreundete Familien ihren gemeinsamen Urlaub irgendwo in Süditalien, immer am selben Ort, man kennt sich aus und freut sich immer schon lange vorher auf die Ferien. Doch diesmal ist alles anders: Ellie und Matti und ihr Sohn Luca werden nach Osaka ziehen und sind vielleicht das letzte Mal dabei. Und Helenas und Adams Sohn Finn bricht plötzlich unterwegs zusammen und ist für kurze Zeit bewusstlos. Nicht weiter schlimm, er erholt sich schnell im Krankenhaus, aber plötzlich steht Matti im Verdacht, etwas mit dem Zusammenbruch zu tun zu haben. Ein verlorener Autoschlüssel und eine Bootsfahrt zu einem militärischen Sperrgebiet bringen die Harmonie der beiden Familien immer weiter ins Wanken.

Spannend erzählte Geschichte in flirrender italienischer Sommerhitze, die davon lebt, da man nie so richtig ahnt, in welche Richtung sich die Story entwickeln wird. Die Spannungen zwischen den Charakteren bauen sich langsam auf und funktionieren psychologisch ausgefeilt, die Besetzung ist großartig. Im letzten Drittel schwächelt der Film dann meiner Meinung nach etwas…

Regisseur: Samuel Perriard

Mit Julia Jentsch, Florian Lukas, Sarah Hostettler, Sami Loris, Fortunato Cerlino

Länge 89 Minuten

Genre: Spielfilm

Produktion: Sarah Born, Martin Rattini, Rajko Jazbec, Dario Schoch

Schweiz, Italien 2023

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THE CONNECTIONS

Sehe ich gut aus? Habe ich die richtigen Freunde? Nutze ich meine Lebenszeit effektiv genug? Die Geschwister Hanna und Jonas kreisen um ihre Selbstverwirklichung. Sie leben in verschiedenen Ländern und haben kaum noch Kontakt zueinander. Jonas lebt in Berlin und ist frustriert, weil er als Fotodesigner nur für billigere Werbung gefragt wird. Hanna lebt seit zwei Jahren in Lissabon, will Künstlerin werden, fühlt sich aber durch ihren Freund eingeengt. In ihrem Drang, freier und erfolgreicher zu sein, isolieren sich die Geschwister immer mehr von ihren Mitmenschen. Am Ende helfen keine Affirmationen und selbstbewußtseinsstärkenden Audios mehr. Eine Reflektion über Freiheit, Liebe und Zusammenhalt in Portugal und Deutschland. (Festivaltext)

Etwas bemühte aber aussagekräftige Geschichte um das Liebes- und Arbeitsleben junger Menschen in hippen Großstädten.

Regie: Carsten Jain-Pütz

Mit Vanessa Thüring, Alexander Peiler, Tiago Bôto, Miguel Coutinho, Katja Körber, Bettina Lieder, Ana Luísa Pinto, Sebastian Kuschmann

Länge: 89 Minuten

Genre: Spielfilm

Produktion: Carsten Jain-Pütz

Deutschland, Portugal 2023

Carsten Jain-Pütz

Geboren 1981 in Hagen. Filmstudium an der FH Dortmund. Arbeit als Editor, Kameramann, Regisseur und als Leiter von Filmworkshops für Kinder und Jugendliche. Tätig als Regisseur.

2012 DIE TAGE DAZWISCHEN, Spielfilm  HOF 2012

2007 DER MENÜ-KURIER, Kurzfilm

2014 FRÜHER WAR ICH IN NEW YORK CITY, Kurzfilm Doku

2016 DECLARATION OF DEPENDENCE, Kurzfilm Doku

2023 THE CONNECTIONS, Spielfilm  HOF 2023

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WER HAT ANGST VOR BRAUNAU?

„Wer hat Angst vor Braunau?“ ist nicht eine geschichtswissenschaftliche Dokumentation, sondern eine persönliche Untersuchung des Salzburger Dokumentarfilmers Günter Schwaiger. Schwaiger redet mit den Braunauern, mit den Menschen, die an Hitlers Geburtshaus vorbeikommen, ihre Geschäfte im Umfeld haben. Irgendwann erhält Schwaiger auch die Genehmigung, im Haus zu filmen. Es geht um die zukünftige Nutzung des Hauses, in dem Hitler zwar geboren, aber nur als kleines Kind gelebt hat.

Schwaiger hat ein Studium der Ethnologie und der Theaterwissenschaften absolviert, er ist Mitglied der European Film Academy. Der Braunau-Film ist bereits sein siebter Beitrag zu den Hofer Filmtagen und stellt ein beeindruckendes, persönliches Gegengewicht zu einschlägigen TV-Dokus zum Thema dar.

2001 DER AUSFLUG, Kurzfilm  HOF  HOF 2001

2005 DER MORD VON SANTA CRUZ, Dokumentarfilm

2007 HAFNERS PARADIES, Dokumentarfilm

2009 ARENA, Dokumentarfilm  HOF 2009

2011 IBIZA OCCIDENT, Dokumentarfilm  HOF 2011

2013 MARTAS KOFFER, Dokumentarfilm  HOF 2013

2015 SEIT DIE WELT WELT IST, Dokumentarfilm  HOF 2015

2019 THE DIVER INSIDE (DER TAUCHER), Spielfilm  Hof 2019

2023 WER HAT ANGST VOR BRAUNAU, Dokumentarfilm  HOF 2023

Regie: Günter Schwaiger

Mit Lea Olczak, Erwin Schwaiger, Annette Pommer, Florian Kotanko

99 Minuten

Österreich 2023

Festivals Awards: Int. Film Festival DER NEUE HEIMATFILM Freistadt/OÖ Publikumspreis

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DIE VERMIETERIN

Johanna hat eine Schwäche: Sie ist eine Träumerin. Ihr größter Wunsch: eine Wohnung zum Leben und Wohlfühlen. Die hat sie eigentlich schon gefunden, wären da nicht ihre Vermieterin Frau Schrankinger, Immobilienmakler Mario – der eigentlich Reeder ist – und der Anwalt Dr. Winter. Denn die machen Johanna das Leben sprichwörtlich zur Hölle. Wird sie es schaffen, das Blatt zu wenden? Schönes, leistbares Wohnen bleibt für viele mittlerweile ein Wunschtraum. Aber Johanna hat eine Stärke: Sie ist eine Träumerin. (Festivaltext)

Bunte, grelle, skurrile Komödie um die Schwierigkeiten des Wohnungsmarkts in Österreich im Allgemeinen und um eine böse, hinterhältige Vermieterin und ihre verträumte Mieterin andererseits. Ziemlich unterhaltsam, sehr schräg.

Regie: Sebastian Brauneis

Mit Marlene Hauser, Margarethe Tiesel, Lukas Watzl, Laura Hermann, Thomas Frank, Michou Friesz, Max Thienen, Zeynep Buyraç, Isabella Knöll, Sebastian Pass

101 Minuten

Produktion: Sebastian Brauneis

Österreich 2023

Festivals Awards: Diagonale 2023 [AUT] Filmfestival Kitzbühel 2023 [AUT]

Sebastian Brauneis

Geboren 1978 in Wien, Österreich. Studium Journalismus und Medizin (beides abgebrochen), parallel Arbeit in verschiedenen Positionen der Filmproduktion. Tätig als Regisseur und Drehbuchautor für Film und TV sowie Produzent und Dozent.

2006 AUTOBAHN, Kurzfilm

2008 SHADOWS – CIEN W FUTRACH, Kurzfilm

2017 ZAUBERER, Spielfilm

2020 3 FREUNDE 2 FEINDE, Spielfilm

2021 1 VERABREDUNG IM HERBST, Spielfilm

2023 DIE VERMIETERIN, Spielfilm HOF 2023

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FEUERBLUME – DIE ZWEI LEBEN DER MARISA MELL

Kurzweiliger Dokumentarfilm über die österreichische Schauspielerin Marisa Mell.

Regie: Markus Mörth

Mit Erika Pluhar, Andre Schneider, Karin Moitzi-Aicardi, Helmut Berger, Marion Mitterhammer

Österreich 2023

Länge 69 Minuten

Genre

Dokumentarfilm

Produktion: Markus Mörth, Elly Senger-Weiss

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A HOUSE IN JERUSALEM

Nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter muss die junge Rebecca mit ihrem Vater von Großbritannien nach Jerusalem ziehen in der Hoffnung, durch einen Neuanfang dort ihre Trauer zu überwinden. Kurz nach dem Einzug in ein altes Haus in einem als „Tal der Geister“ bekannten Viertel kommt es zu einer Reihe von mysteriösen Zwischenfällen, für die man Rebecca verantwortlich macht. Und so taucht Rebecca tief ein in das Geheimnis des Hauses und der mystischen Stadt Jerusalem, um auf einer Reise voller Rätsel herauszufinden, was sich in den Schatten des Hauses verbirgt. [Festivaltext]

Schwieriger, aktueller Film des palästinensischen Regisseurs Muayad Alayan über das jüdische Mädchen Rebecca, das mit seinem Vater in das leerstehende Haus seiner Familie in Jerusalem zieht, nachdem Rebeccas Mutter in England bei einem Unfall gestorben ist. Rebecca trifft auf den Geist eines palästinensischen Mädchens, das einst in dem Haus gelebt hat und 1948 mit seiner Familie aus dem Haus vertrieben wurde und deren Eltern getötet wurden. Der Film wirkt berührend, weil er aus der Sicht des jüdischen Mädchens erzählt, das das Unrecht erkennt, das dem palästinensischen Mädchen und seiner Familie damals passierte. Mir fehlt aber das tiefere Wissen darüber, was damals war, als dass ich es einschätzen könnte, ob das eine legitime Erzählung ist – oder ob die Einnahme der Perspektive des jüdischen Mädchens nicht eigentlich gar so etwas wie in Propagandatrick ist.

Regie: Muayad Alayan

Schauspieler: Johnny Harris, Miley Locke, Sheherazade Makhoul

Untertitel: Deutsch

Jahr 2022

Länge: 102 Minuten

Genre: Spielfilm

Produktion: Dorothe Beinemeier

Sprache: Hebräisch, Englisch, Arabisch

Land: Palästina, Staat, Vereinigtes Königreich, Deutschland, Niederlande, Katar

Festivals Awards: International Film Festival Rotterdam, The Netherlands Seattle International Film Festival, US

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Weitere Filme:

PROJEKT BALLHAUSPLATZ

A OVE von Laurens Perol
FRANK MEYER

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