ARTHUR&DIANA im Wettbewerb des Max-Ophüls-Festivals

ARTHUR UND DIANA ©Faraz Fesharaki —

Regie: Sara Summa | Deutschland 2023 | 108 Min. | FSK ab 0 | Franz. mit dt. UT, Dt., Ital. mit dt. UT
Cast: Sara Summa (Hauptrolle), Robin Summa (Hauptrolle), Lupo Piero Summa (Hauptrolle), Livia Antonelli (Nebenrolle), Claire Loiseau (Nebenrolle), u.a.

Arthur (Robin Summa) und Diana (Sara Summa) sind Geschwister. Mit dem uralten und rostigen Renault sowie mit Dianas zweijährigem Sohn Lupo machen sie sich – wie so oft – auf den Weg von Berlin nach Paris, in der Absicht, dort in aller Ruhe den Sicherheitstest für den in Frankreich gemeldeten Wagen zu absolvieren. Diana bevorzugt statt GPS, Navi oder Google, die Reise mit Hilfe traditioneller Methoden – einer Straßenkarte – zu absolvieren. Das gäbe ihr ein besseres Gefühl. Noch in Berlin hängen sie erstmal im Stau und bald schon müssen sie tanken und das Kind braucht natürlich etwas zu essen. Die drei müssen eine Pause auf einem Autobahnparkplatz einlegen. Dort nimmt Arthur eine junge Anhalterin, Zora, mit, offenbar nur weil er sie hübsch findet – um etwas später, inzwischen auf der Landstraße, festzustellen, dass er vergessen hat, das Benzin zu bezahlen. Egal, das Problem wird sich durch Ignorieren schon lösen. Nächster Halt: Diana ist schlecht vom Essen. Auch die Übernachtung könnte stressfreier laufen: Sie schlafen im Zelt, Lupo wacht schon um fünf auf, während Arthur ewig schläft. Schon recht spät fahren sie also zu dritt weiter – und da sie sich in Frankreich die Mautgebühren sparen wollen, tuckern sie über irgendwelche Nebensträßchen. Dass sie so eigentlich gar nicht vorwärtskommen fällt ihnen erst gar nicht auf, weil sie nebenher gleich noch ihre Vergangenheit aufzuarbeiten beginnen und ins Philosophische abgleiten. Das würde wahrscheinlich auch ewig so weitergehen, würden sie nicht plötzlich von der Gendarmerie angehalten werden. Nur durch Arthurs Lügen und Tricksereien können sie gerade noch eine teure Strafe abwenden – oder gar verhindern, dass das Auto mit abgelaufenem TÜV beschlagnahmt wird. Doch das würden nicht die letzten Hindernisse ihrer Reise bleiben: ein „ausufernder“ Aufenthalt am Badesee, ein mühseliger, konfliktreicher Zwischenstopp bei der Oma, und und und.

„Die meisten Filme sind auf die eine oder andere Weise ein Selbstporträt – ob es uns nun gefällt oder nicht“, schreibt die Regisseurin und Hauptdarstellerin Sara Summa. Seit ihrer Kindheit in den Achtzigerjahren machte sie bei etlichen Film- und Theaterprojekten mit, um schließlich Film zu studieren – in Frankreich, Italien und in den USA. Im Jahr 2013 begann sie schließlich ihr Regiestudium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB), ihren ersten langen Spielfilm, GLI ULTIMI A VEDERLI VIVERE (‚The Last to See Them‘) (2019) konnte sie dann gleich auf der Berlinale zeigen. Nach ARTHUR&DIANA folgt im Jahr 2025 gleich der dritte Spielfilm, A SAFE PLACE. „Dieser Film ist genau das. Die Figuren von Arthur und Diana sind von meinem Bruder und mir inspiriert, ich wollte, dass wir beide unsere eigenen Alter Egos interpretieren“, führt Summa fort. „Der Film selbst ist jedoch ein fiktives Werk, und die Ereignisse und anderen Figuren größtenteils erfunden. Mit dieser Art von Autofiktion möchte ich versuchen, unsere Beziehung auf spielerische Weise zu erkunden und gleichzeitig die Tiefe der Gefühle einzufangen, die uns sowohl verbinden als auch trennen. Dieser Film berührt die schwierigsten und heikelsten Themen, die meine persönlichen und familiären Beziehungen prägen, allen voran die zu meinem Bruder. Gleichzeitig ist die Enthüllung von etwas so Intimem auch ein Akt der Gemeinschaft, bei dem die Verletzlichkeit einer Person ein Gefühl der gemeinsamen Intimität schafft, das über persönliche Grenzen hinausgeht. Wie im Leben selbst werden auch hier die grundlegendsten Konflikte selten gelöst. Das Einzige, worauf man hoffen kann, ist, dass man die Probleme, die das Leben mit sich bringt, ein wenig besser versteht und nach und nach lernt, mit ihnen zu leben.“

ARTHUR&DIANA ist ein wundervoll einfaches, streckenweise beinahe erfreulich altmodisch erzähltes, familiär besetztes Roadmovie mit zwei herrlichen Hauptfiguren (plus Lupo) und einer ganzen Reihe von schrägen, interessanten, fein skizzierten Nebenfiguren, die die Reise zu einem komödiantischen Hindernisparcours werden lassen. Manchmal ist das so charmant improvisiert wirkend, manchmal so lässig unperfekt. Sehr angenehm, eine solche leger dahererzählte deutsch-französische Komödie sehen zu können, im Vergleich zu den vielen deutschen und französischen Comedyfilmen, die so oft mit Plotpoints und Kalauern anstrengend durchstrukturiert sind. Bitte, Sara Summa, bewahren Sie sich ihre erzählerische Frische und Leichtigkeit.

https://ffmop.de/film_detail/movie-6571d6d799766

Der Film ist noch am 25. und 26. Januar 2024 beim Max-Ophüls-Festival zu sehen.

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