UNENDLICHER RAUM im Dokumentarfilm-Wettbewerb des Max-Ophüls-Festivals

UNENDLICHER RAUM ©Jean-Pierre Meyer-Gehrke

Regie: Paul Raatz

| Deutschland 2024 | 94 Min. | Dt., Engl. mit dt. UT, Span. mit dt. UT | Keine Altersfreigabe-Prüfung (FSK) erfolgt

Loitz ist eine Kleinstadt an Mecklenburg-Vorpommern. Wie viele kleinere Städte in der ehemaligen DDR hat auch Loitz seit der Wiedervereinigung massiv an Bevölkerung verloren. Bis ins Jahr 2030 soll die Stadt sogar die Hälfte der Bewohnerinnen und Bewohner verloren haben. Früher war die Stadt sehr lebendig, Kinos, Gemeindezentren und so weiter. Heute werden Häuser abgerissen, in denen keiner mehr da ist, der darin leben könnte. Loitz liegt an der Peene, südwestlich von Greifswald, 50 Kilometer von der Ostsee entfernt. Was passiert mit solchen Orten? Gibt es Möglichkeiten, sie wieder zu beleben, Menschen herzulocken? Vielleicht Menschen aus den Großstädten, die sich die steigenden Mieten dort nicht mehr leisten wollen oder können? Gibt es die Möglichkeit, dass Vorpommern die neue Heimat für Menschen wird? Mit einem Projekt holt sich Loitz zwei Berliner:innen für einige Zeit nach Loitz: Annika und der eigentlich aus Caracas stammende Rolando. Ein Jahr lang können sie in Loitz einen Raum für Begegnungen konzeptionieren. Auch ein Festival könnte vor Ort organisiert werden. Aber gibt es vielleicht auch von intern Impulse, die der Stadt wieder mehr Lebensqualität bringen können? Braucht es wirklich die Hilfe von außen? Eine Party soll alle zusammenbringen, die noch hier wohnen, die einmal weggegangen sind und die, die neu hier sind.

„Ich hatte lange ein sehr gespaltenes Verhältnis zum Heimatbegriff, diente er oft nur dazu, sich von anderen abzugrenzen“, erläutert der Regisseur dieses Dokumentarfilms, Paul Raatz. Raatz stammt gebürtig aus Stralsund, eine gute halbe Stunde von Loitz weg. Er hat eine Ausbildung zum Mediengestalter absolviert, danach hat er in Rostock Medien- und Kommunikationswissenschaften sowie Anglistik studiert. Seit 2014 ist er als freier Regisseur und Autor tätig, schuf Werbefilme und Musikvideos, UNENDLICHER RAUM ist nun sein erster Dokumentar-Langfilm. „Heimat als Ort, der mich zu dem gemacht hat, was ich bin — zu etwas Besserem?“ fragt sich Raatz. „Ich bin ein Stadtmensch, der jahrelang Vorurteile gegenüber dem ländlichen Raum hatte. Darum war UNENDLICHER RAUM für mich immer eine Erkenntnisreise. Längst überfällig ist es, dass diese verborgenen Leben Vorpommerns sich auf der großen Leinwand repräsentiert sehen und, noch viel wichtiger, von anderen gesehen werden — von mir gesehen werden. Menschen, die bleiben, kommen oder zurückkehren und einen Ort, sei er augenscheinlich noch so trist, mit ihrem Leben füllen. Heimatfilm mal anders — ohne die heile Welt, doch mit derselben Sehnsucht nach Idylle und Geborgenheit. Ein Begehren, das vermutlich in uns allen schlummert, doch bei allen anders aussieht. Heimat als etwas Bewegliches, etwas Wandelbares, etwas, das vor allem durch Menschen geprägt wird und nicht andersherum.“

Die Dokumentation gibt einen tiefen, spannenden Einblick in die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft einer Stadt, die zum Sterben verurteilt scheint. UNDENDLICHER RAUM bringt engagierte, neugierige, frustrierte usw. Menschen zusammen vor die Kamera. Der Film macht Mut, deckt Frustrationen auf und taucht tief in die Mentalität der Menschen vor Ort ein.

https://ffmop.de/film_detail/movie-656a0b0e0ae99

Weitere Vorführungen beim Max-Ophüls-Festival finden am 25. und am 27. Januar 2024 statt.

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