Keyke mahboobe man / My favourite cake im Wettbewerb der Berlinale

(c) Hamid Janipour, My favourite cake
Internationale Filmfestspiele Berlin -Claudia Schramke, Berlin

Schon seit 30 Jahren ist die 70-jährige Mahin verwitwet. Ihr Mann starb damals bei einem Verkehrsunfall. Seit ihre Tochter samt Familie in Europa lebt, ist sie alleine in Teheran. Nie wieder hatte sie etwas mit einem anderen Mann. Ein Nachmittagstee mit ihren besten Freundinnen nervt sie, weil die entweder mit ihren Krankheiten prahlen, oder mit den Liebesgeschichten, die sie inzwischen erlebten. Mahin öffnet daraufhin ihr Herz für eine neue Liebe. Doch nun hat sie ja seit Jahrzehnten niemanden mehr gedatet. Wie lernt man denn als 70-Jährige fremde Männer kennen. Aber manchmal hilft dann doch der Zufall und sie stößt auf einen alten Taxifahrer, der seit Jahrzehnten geschieden ist und auch nie wieder etwas Bleibendes mit einer anderen Frau hatte. Und so prickelt es erstaunlich schnell zwischen den beiden, noch auf der Taxifahrt. Sie rät ihm, um die Ecke zu parken, damit die Nachbarn nicht tratschen. Sie trinken und tanzen zusammen – und schon geht es darum, ob sie zusammen duschen wollen – mehr kann ich nicht erzählen, jedenfalls wird die Duschszene zu den bleibenden Erinnerungen dieser Berlinale gehören. Zwischendurch lachen sie sich über die iranische Sittenpolizei kaputt. Ob diese die beiden wohl zwangsverheiraten würden, falls man sie unverheiratet miteinander erwischen würde, scherzen sie.

Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha, die RegisseurInnen des Films veröffentlichten aus Anlass der Premiere auf der Berlinale eine Erklärung: Frauen „werden einer Vielzahl von Rechten beraubt und können ihre Identität nur über die Männer in ihrem Leben beanspruchen. Leider fallen auch iranische Frauen in diese Kategorie. Seit Jahren kämpfen iranische Frauen gegen ungerechte Gesetze wie die Hijab-Pflicht und mangelnde Gleichberechtigung. Beziehungen zum anderen Geschlecht werden in allen Situationen unter die Lupe genommen. Noch komplexer werden diese Umstände, wenn sich eine Frau dazu entschließt, allein zu leben, wie es bei unserer Protagonistin Mahin der Fall ist.“

„Der Film ist die Geschichte einer allein lebenden Frau“ schreiben die Filmemacher, „die versucht, in einer traditionellen Gesellschaft unabhängig zu sein. Mahin hat keine andere Wahl, als sich über die Ansichten und Bedrohungen einer religiösen und frauenfeindlichen Gesellschaft im Allgemeinen Sorgen zu machen. Sie ist eine Frau, deren Grundfreiheiten durch Gesetze eingeschränkt werden, die grundsätzlich frauenfeindlich sind. Das iranische Volk blickt seit vielen Jahren in Kummer und Trostlosigkeit und weiß, dass es die Chance, glücklich zu sein, sehr zu schätzen wissen sollte. Denn vielleicht ist dieser Moment die einzige Chance, die sie bekommen. Dies ist auch eine Geschichte darüber, diesen Moment zu nutzen.“

„My favourite cake“ ist eine wundervolle Geschichte um die Liebe im Alter, um die Sehnsucht nach Zweisamkeit und Erfüllung. Es ist eine grandiose Komödie aus der Gegenwart des Iran, die politischer ist, als sie auf den ersten Blick aussieht. Die beiden HauptdarstellerInnen Lily Farhadpour und Esmail Mehrabi tragen den Film, geben ihm Herz und Witz – und auch wenn das Festival noch nicht sehr weit fortgeschritten ist, wage ich die Prognose, das die beiden bei der Bärenvergabe vielleicht noch einmal genannt werden könnten.

von Maryam Moghaddam & Behtash Sanaeeha
mit Lily Farhadpour, Esmail Mehrabi

Iran / Frankreich / Schweden / Deutschland 2024

Farsi, Untertitel: Englisch, Deutsch 97′

Farbe

Weltpremiere

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