Kurzkritiken vom Wettbewerb des goEast Filmfestivals in Wiesbaden

KARWOCHE von Andrei Cohn

Mit langen, ruhigen Einstellungen erzeugt Andrei Cohn mit seinem Spielfilm „Karwoche“ eine faszinierende Sogwirkung. Ende des 19. Jahrhunderts, irgendwo in der rumänischen Provinz, irgendwo an einem See. Leiba ist Jude. Mit seiner Frau Sura und seinem Sohn Eli lebt er dort und betreibt ein kleines Gasthaus, das ganz gut läuft. Die Dorfbewohner kommen, aber auch Durchreisende. Man isst, man trinkt, man genießt die Aussicht. Doch immer wieder wird über das Essen gemeckert, die Qualität, die Preise. Und hinter allem steckt Judenhass. Leiba wehrt sich dagegen, aber eigentlich kann er nicht viel tun. Immer wieder geht es um die jüdische Religion, über nichts anderes wird geredet. Alles wird durchdiskutiert, und Leiba lässt sich auf all die Gespräche ein. Und dann, daher der Filmtitel, um Ostern herum eskaliert eine Auseinandersetzung mit seinem Mitarbeiter Gheorge.

„Karwoche“ ist ein beeindruckendes Drama über den latenten, zum Ausbruch kommenden Antisemitismus und die Machtlosigkeit diesem Hass gegenüber.

HOLY WEEK

FRA, ROU, CHE 2024 / 133 min

Regie: Andrei Cohn

VORSTELLUNGEN

Caligari So, 28.04. / 16:00 Uhr

Apollo Mo, 29.04. / 17:30 Uhr

Drehbuch: Andrei Cohn

Kamera: Andrei Butică

Schnitt: Andrei Iancu, Dana Bunescu

Ton: Cristian Calinescu, Petre Osman, Yuri Pridachin, Daniel Soare

Besetzung: Doru Bem, Nicoleta Lefter, Ciprian Chiricheș, Mario Gheorghe Dinu, Ana Cioneta, Iulian Postelnicu, Bogdan Farcas, Cristina Flutur, Simona Ghita, Palfi Tibor, Ioan Coman, Mihaela Sirbu

Produktion: Anca Puiu

Co-Produktion: Dan Wechsler, Viorel Chesaru, Andreas Roald, Jamal Zeinal-Zade

Produktionsfirma: Mandragora (anca@mandragora.ro) (Romania)

Co-Produktionsfirma: Bord Cadre films

Weltvertrieb: Shellac (sales@shellacfilms.com)

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STEPNE

Anatoliy kommt aus der Großstadt zurück in sein ukrainisches Dorf, aus dem er stammt. Seiner Mutter geht es nicht gut, bald wird sie sterben. Sorgsam pflegt er sie, die allmählich in der Demenz entschwindet. Manchmal erkennt sie ihn bereits nicht mehr. Er sucht im Schuppen nach Erinnerungen, findet Bilder, Schallplatten, Erinnerungsstücke an die sowjetische Vergangenheit. Er trifft seinen Bruder, er trifft eine Frau, Anya, die er noch von früher liebt. Er spielt Schach, erzählt von seinem Vater, räsonniert über Fortschritt und Revolution. Es macht ihn alles nachdenklich darüber, ob er zufrieden ist damit, wie sein Leben bisher verlaufen ist. Bald wird seine Mutter sterben, da verrät sie ihm noch von einem Schatz, den sie im Schuppen vergraben hat. „Hast du den Schatz gefunden?“ fragt sie ihn, er glaubt noch sie fantasiert. Schließlich verstirbt sie und der Leichenschmaus ist Anlass für die Dorfbewohner, von ihrer schweren Kindheit zu berichten…

Stepne ist eine berührende, melancholische Auseinandersetzung mit dem Leben und der Vergangenheit, still erzählt, langsam fließend.

DEU, POL, SVK, UKR 2023 / 117 min

Regie: Maryna Vroda

VORSTELLUNGEN

Caligari Fr, 26.04. / 18:00 Uhr

Apollo Sa, 27.04. / 18:00 Uhr

Drehbuch: Maryna Vroda, Kirill Shuvalov

Kamera: Andrey Lisetskiy

Schnitt: Maryna Vroda, Marek Šulík, Franziska Wenzel

Musik: Anton Baibakov

Ton: Sergiy Prokopenko, Lucas Kasprzyk, Igor Jedinák

Besetzung: Oleksandr Maksiakov, Nina Antonova, Oleg Primogenov, Radmila Shegoleva

Produktion: Maryna Vroda

Co-Produktion: Andrea Wohlfeil, Agnieszka Dziedzic, Jan Naszewski, Marcin Luczaj, Peter Kerekes

Produktionsfirma: Vrodastudio (marynavroda@gmail.com) (Ukraine)

Co-Produktionsfirma: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF (Germany), KOI STUDIO (Poland, New Europe Film Sales (festivals@neweuropefilmsales.com), Peter Kerekes Film (kerekes@nextra.sk) (Slovakia)

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