ZIKADEN von Ina Weisse ab 19.6.2025 im Kino

Zikaden

D, F 2025

ab 19.6.

Regie
Ina Weisse

Filmographie
2019 Das Vorspiel
2008 Der Architekt

Drehbuch
Ina Weisse

Darsteller*innen
Nina Hoss
Saskia Rosendahl
Vincent Macaigne
Thorsten Merten

Kamera
Judith Kaufmann

Musik
Annette Focks

Länge
100 Min.

Ein heißer Sommer in einem kleinen brandenburgischen Dorf. Anja (Saskia Rosendahl) ist alleinerziehende Mutter der kleinen Greta. Mehr schlecht als recht kann sie sich um das Kind kümmern, als Küchenhilfe in einer Großküche verdient sie nicht viel. Von den Träumen, die sie einst hatte, ist nicht viel übrig. Dann verliert sie auch noch ihre Arbeit, muss einen Job in einer Bowlingbahn annehmen, mit ungünstigen Arbeitszeiten und einem unangenehmen Chef. Greta ist viel allein und zieht mit älteren Jungs im Dorf herum. Viel Unfug treiben sie.

Isabell (Nina Hoss) hingegen lebt in Berlin, stammt aus einem wohlhabenden Elternhaus. Aber auch ihr Leben ist schwierig: Ihre Eltern sind pflegebedürftig. Ihr Vater, einst ein erfolgreicher Architekt, ist seit einem Schlaganfall auf Hilfe angewiesen. Isabells Versuch, vernünftiges Pflegepersonal zu finden, gestaltet sich schwierig. Das Wochenendhaus in Brandenburg, das ihr Vater einst gebaut hatte, steht leer, eigentlich will Isabell es verkaufen, aber ihr Vater ist strikt dagegen. Sie selbst ist wie ihr Vater Architektin, ist in diesem Beruf aber nie wirklich angekommen. Auch ihre Ehe mit dem Franzosen Philippe befindet sich an einem schwierigen Punkt, genervt lässt er sie am Flughafen zurück, reist allein nach Frankreich, nimmt ihre Telefonanrufe nicht an.

In diesen Lebenskrisen begegnen sich die beiden so unterschiedlichen Frauen und zunächst fällt es ihnen schwer, sich einander zu öffnen und die wunden Punkte ihrer Vergangenheit und die Gründe für ihre Krisen zu offenbaren. Doch insbesondere Isabell tut der Umgang mit Anja und ihrer Tochter gut. In der Begegnung der beiden miteinander, treten nun viele dieser wunden Punkte ihrer Vergangenheit zutage. Aber die Krisensituationen, in denen sich die Frauen befinden, drohen sich zuzuspitzen.

„Zikaden“ ist der dritte Spielfilm der Berlinerin Ina Weisse, die zunächst lange als Schauspielerin tätig war, sich aber insbesondere mit ihrem zweiten Film als Filmemacherin, „Das Vorspiel“, in dem Nina Hoss als Geigenlehrerin zu sehen war, einen Namen machte. Weisse lässt Autobiographisches in „Zikaden“ einfließen, so sehr, dass sogar ihre eigenen Eltern Isabells Eltern im Film verkörperten. Es ist eine Vielfalt an Themen, die den Film ausmachen: Es geht um Familie, um die Überforderung, die entstehen kann, wenn man etwas alleine schaffen will, um das Altern, um eine Freundschaft über Klassenschranken hinweg; es ist aber auch ein Film über verpasste Chancen. Trotz der dramatischen Lebenssituationen der Hauptfiguren vermeidet Weisse überhöhte Zuspitzungen in der Handlung. Ihr geht es um das Innenleben der Protagonistinnen, um deren Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit. Aber es geht ihr auch darum, der Schwere der Themen eine Leichtigkeit zu verschaffen. Es ist bemerkenswert, wie Hoss und Rosendahl diese so unterschiedlichen Frauen verkörpern und wie ihre Figuren sich im Lauf der Geschichte an den Wunden der eigenen Vergangenheit abarbeiten.

In einem Interview erzählt Weisse, wie sie den Film in einer fragmentarischen, offenen Arbeitsweise anging, indem sie zunächst Greta lange mit der Kamera begleitete und daraus dann allmählich eine Geschichte entstehen ließ. Diese freie, zunächst ungeplante Herangehensweise merkt man an einigen Stellen, aber man spürt dem Film auch an, dass zwei Personen, die hinter der Kamera an dem Film beteiligt waren, dabei geholfen haben, diesem dann doch eine geschlossene, zutiefst filmische Erzählweise zu verliehen, nämlich Judith Kaufmann an der Kamera und Hansjörg Weißbrich, der für den Schnitt verantwortlich war.

Seine Weltpremiere erlebte der Film im Panorama der Berlinale 2025.

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