
„Ich habe mir Grenzen gesetzt – und einige davon überschritten. Ich weiß, dass manche Szenen verstörend sind. An einigen Stellen habe ich sie durch Musik entschärft, um die Dramatik etwas abzuschwächen. Wäre es mein erster Film gewesen, hätte ich die Gewalt und Action wahrscheinlich übertrieben. Aber ich kenne mein Publikum und mir war bewusst, dass – auch wenn ich es aus Spaß gemacht hätte – es für einige schwer verdaulich gewesen wäre.“ Das sagt Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller Franck Dubosc über seinen neuen Film „How to make a killing“, im französischen Original heißt der Film „Un ours dans le Jura“, also „Ein Bär im Jura“. Und er deutet damit auch schon an, in welcher Genrerichtung wir uns bewegen werden: Krimi, Komödie und auch Film Noir.
Franck Dubosc ist von Hause aus Schauspieler, mir persönlich am ehesten bekannt aus „Asterix bei den Olympischen Spielen“ aus dem Jahr 2008, in dem er Troubadix spielte. Von der Kritik wurde der Film damals zerrissen, was meinen Sohn aber nicht anficht, ihn in regelmäßigen Abständen wieder sehen zu wollen. Ab 2018 stieg er dann auch ins Regiefach um und drehte zunächst sein Regiedebüt „Liebe bringt alles ins Rollen“, eine Liebeskomödie, für die er sich selbst in der Hauptrolle besetzte, es war längst die Zeit, in der mein Interesse an französischen Komödien am Sinken begriffen war. „Liebe bringt alles ins Rollen“ jedenfalls habe ich nie gesehen, und wenn ich mir so den Trailer ansehe, wird das auch nie passieren. „Die Rumba-Therapie“, 2022, Regie, Buch, Hauptrolle Dubosc klingt schon vom deutschen Titel her entsetzlich, „Rumba la vie“ scheint auch nicht mehr zu versprechen. Naja, den Trailer empfinde ich gar nicht als so schlimm. Im Jahr 2023 „Fast perfekte Weihnachten“. Filme mit dem W-Wort lasse ich aus Prinzip aus, da reicht’s noch nicht mal für den Trailer. Dann scheint er sein Genrespektrum zu erweitern: „Die Werwölfe von Düsterwald“, eine Fantasykomödie, hab ich natürlich nicht gesehen. Trailer: Jaaa, vielleicht ganz unterhaltsam, mit meinem Sohn würde ich in zwei, drei Jahren in sowas reingehen und möglicherweise würden wir uns durchaus gut unterhalten. Fazit: Wenn ich nun mit „How to make a killing“ meinen ersten Dubosc-Film ansehe, sind meine Erwartungen ganz schön niedrig. Gute Chancen dafür, positiv überrascht zu werden. Est aber noch ein Zitat des Regisseurs: „Von Anfang an habe ich dem Team deutlich gemacht, dass wir keinen ‚amerikanischen‘ Film drehen. Auch wenn ich diese Art von Kino liebe, ist dies ein französischer Film mit sehr französischen Figuren, die französische Anoraks tragen, ihre Kinder zur Schule bringen… Selbst die Gendarmen sehen aus wie echte Gendarmen.“ Na dann.
Irgendwo im Wald, im tiefen Schnee in Frankreich, kurz vor Weihnachten. Eine Gruppe von Menschen sind unterwegs. Der Specht klopft. Schleuser mit illegalen Flüchtlingen? Dann begegnen sie einem Bären… Derweil ist Michel mit seinem Pickup auf den verschneiten Straßen unterwegs. Ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit und prompt übersieht er den auf der Straße stehenden Bären. Dem kann er noch ausweichen, nicht jedoch dem am Straßenrand stehenden Auto. Gleich zweite Tote hat das zur Folge: Die Frau als direktes Opfer, ihr Mann wird beim Sturz von der Böschung von einem Ast aufgespießt. Er ist der Drahtzieher der vermutlichen Schleuseraktion. Das kann der arme Michel ja aber nicht wissen. Nun ist er plötzlich für den Tod von zwei Menschen verantwortlich. Hilflos fährt er erst einmal nach Hause, doch auch seiner Frau Cathy sagt er erstmal nichts. Dann platzt es beim Essen aus ihm heraus: „Ich habe zwei Fremde getötet!“ Seine Frau meint jedoch, dass es im Jura gar keine Bären gäbe. Na einen schon, meint Michel. Und die Polizei habe er nicht gerufen, weil sein Auto nicht versichert sei. Schließlich hat die Familie eh schon Geldprobleme. Gott sei Dank hat Cathy Krimierfahrung und weiß was zu tun ist. Sie fahren zur Unfallstelle und wischen Michels Fingerabdrücke vom Auto. Doch dann entdeckt Cathy Überraschendes: Im Kofferraum des Autos der Fremden liegt eine Tasche mit einem Haufen Kohle, Geld das sie dringend benötigen könnten.
Inzwischen sind die geschleusten Flüchtlinge bei der lokalen Polizeistation eingetroffen, aber noch gibt es Sprachbarrieren. Der etwas einfältige Gendarm, Roland, muss sich aber um die Weihnachtsvorbereitungen kümmern, um seine Tochter – und für seine geschiedene Frau will er auch noch Geschenke besorgen. Und den Weihnachtsbaum holen – und das ausgerechnet bei Michel zu Hause, der gerade ein Haufen Geld im Haus und zwei Leichen auf dem Pickup hat. Mit Mühe und Not können sie ihn ablenken. Doch was soll denn nun mit den beiden Leichen passieren? Vielleicht, meint Cathy, könnte man ja dem Bären die Schuld am Tod der beiden in die Schuhe schieben?
Da beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen Cathy und Michel einerseits und der lokalen Polizei andererseits. Doch wer zunächst einmal nicht mitspielt, ist der Bär. Nun scheint sich das Netz um Michel und Cathy enger zu ziehen. Und dann spielt da noch das Popodrom eine Rolle, der nahegelegene Swingerclub. Aber bald ist der biedere Roland noch das geringste Problem, mit dem die beiden zu tun haben…
Die Handlung nimmt in der Tat noch zwei, drei überraschende Wendungen. Aber wie ordnet sich der Film denn nun in die Reihe der bisherigen Dubosc-Filme ein? Naja. Grundsätzlich erkennt man auch hier seine Handschrift. Erstmal ist das alles sehr unterhaltsam und kurzweilig, mein Problem mehr in der Grundhaltung des Films. Mir ist zum einen manches am Drehbuch zu holzschnittartig, das Genrekonstrukt scheint immer wieder zu sehr durch. Manches ist mir zu unlogisch, vieles zu sehr Genreklischee, vieles unglaubwürdig und inkonsequent, manches fällt aber wiederum auch so heraus, dass es überhaupt nicht ins Genre hineinpasst. Ich will da auch in einer Krimikomödie mehr Glaubwürdigkeit sehen. Es sei denn es wäre dann wiederum mehr Groteske oder Satire, das ist es aber nicht. Trotz allem: Ich mochte da schon einiges, es gibt schöne Szenen, etwa den Handlungsstrang um den Sohn, auch da will ich nicht zu viel erzählen Ich habe den Verdacht, dass HOW TO MAKE A KILLING trotz allem mein Dubosc-Lieblingsfilm wäre, wenn ich denn je einen anderen gesehen hätte.

HOW TO MAKE A KILLING
Originaltitel: UN OURS DANS LE JURA
Regie: Franck Dubosc
Mit: Franck Dubosc, Laure Calamy, Benoît Poelvoorde, Joséphine de Meaux, Louka Meliava u.v.m.
Produktion: Frankreich 2024
Lauflänge: 114 Minuten
FSK: ab 16 Jahren
Kinostart: 6. November 2025
Trailer: https://youtu.be/0tnAtzFtgZ0 Website: https://weltkino.de/filme/how-to-make-a-killing
