“A living god – known simply as ‘GOD’ – heads the nation. Twenty years have passed since his last public appearance. The government has announced that God is recuperating from an illness and they have distributed his portrait throughout the nation as a model of beauty and all that is good”, sagt eine Einblendung zu Beginn des Films und gibt damit den Grundton von MR. SUZUKI – A MAN IN GOD’S COUNTRY wieder. Das Bild zeigt eine stark geschminkte Person in schriller Uniform.
Wir sind in einem dystopischen Japan, irgendwann in einer unbestimmten Zukunft. Für uns zunächst unverständliche Dinge passieren. Ein Fahrradfahrer hatte einen Unfall, fiel in den Fluss und läuft nun durch ein Maisfeld. Ein Vulkan raucht am Horizont.
Yoshiko, 44 Jahre alt, alleinstehend, lebt in einem Utopie-Dorf, einer Community. Zwei Angestellte des Dorfes verkünden ihr in übertrieben künstlicher Höflichkeit, dass sie nun aber nicht mehr in dem Dorf leben könne, man wisse schon, dass das hart sei, aber das würde schon gehen. Unverheiratete ab 45 werden nämlich von der Armee eingezogen oder vertrieben. Bald würde ein Bus in den Ort kommen, bei dem sie sich für die Armee einschreiben könne. Ihre Freundin Ayako hätte sich auch schon gemeldet. Sie könne die Heuchelei in dem Dorf nicht mehr ertragen, sagt diese.
Regelmäßig finden offiziell organisierte Heiratsbörsen statt, bei denen passende Partner zueinander gebracht werden. „For our beautiful nation, let’s make beautiful families,” lautet eine Durchsage. “Beautiful Matchmaking in a Beautiful City” heißt die Veranstaltung in der nächsten Stadt, zu der Yoshiko nun panikartig aufbricht, um schnellstens noch vor ihrem bald anstehenden 45. Geburtstag einen Mann zu finden. Ein verblendeter Redner – Honda, der Bürgermeister – hält vor der Versammlung eine feurige Rede darüber, wie toll es doch wäre, für die großartige Nation Gottes eine Familie zu gründen; man fühlt sich an Scientology-Ansprachen oder an Reden in absolutistischen Regimes erinnert. Künstlich angeordneter Applaus, an der Wand hängt das schranzenhafte Bild von „God“.
In diese Veranstaltung platzt Yoshiko herein und fordert Auskunft, warum denn nur junge Menschen eingeladen seien. In hohem Bogen wird sie hinauskomplimentiert, sie dürfe ja wiederkommen, wenn sie ordentlich angezogen sei, lautet die Ausrede. Frustriert zieht sie davon.
Doch dann taucht der mysteriöse, heruntergekommene Fahrradfahrer im Dorf auf, Mr. Suzuki. Immerhin könnte er der Mann sein, der Yoshiko davor bewahren kann, in die Armee eingezogen zu werden. Also versucht sie, den schweigsamen Mann im Dorfleben zu integrieren. Dort stellt er sich nämlich als durchaus nützlich heraus, weil er in der Lage ist, Instrumente zu spielen und so zur Unterhaltung der Bewohner beiträgt. Yoshiko geht mit ihm einkaufen und essen, versucht irgendwas aus ihm herauszubekommen, ob er Single sei und so. Und jetzt beginnt er endlich zu reden. Dass er eine Frau gehabt habe, dass sie aber keine Kinder bekommen konnten und dann sei sie verschwunden. Doch die Leute reden über ihn. Wer ist der sonderbare Fremde, den Yoshiko zu heiraten beabsichtigt? Und dann erschüttert eine Tragödie das Land…
MR. SUZUKI – A MAN IN GOD’S COUNTRY ist ein großartiger, experimenteller Dystopie-Spielfilm mit düsteren, fantasievollen, dramatischen Elementen, aber auch geprägt von einem skurrilen Humor und einer ganzen Reihe sonderbarer Gestalten. Empfehlenswert!
Japan 2020
90 Minuten
Regie: Omoi SASAKI
Drehbuch: Omoi SASAKI
Kamera: Kentaro KISHI
Besetzung: Asako ITO, Norihiko TSUKUDA, Hisako OKATA, Nao YASUNAGA, Kai SHISHIDO
Omoi SASAKI, 1978 in der Präfektur Yamaguchi geboren, studierte Theaterperformance und startete seine Karriere als Regisseur mit Filmen wie LEFT OUT (2009), A BEGINNING (2011) und METEORITE + IMPOTENCE (2013), der bei den Filmfestspielen von Cannes gezeigt wurde. MR. SUZUKI -A MAN IN GOD’S COUNTRY- (2020 / NC ’22) – feierte Weltpremiere beim Tokyo International Film Festival 2020.
Noch bis zum 6. Juni 2022 ON DEMAND beim NIPPON CONNECTION Filmfestival:
https://db.nipponconnection.com/de/event/1309/on-demand-mr-suzuki-a-man-in-gods-country-