ALASKA im Wettbewerb des Max-Ophüls-Festivals

ALASKA. Max-Ophüls-Festival.

Kerstin Warwziniak ist Mitte 40. Mit ihrem alten Kajak aus DDR-Zeiten paddelt sie einige Tage durch die Mecklenburgische Seenplatte. Sie übernachtet auf Campingplätzen, baut ihr Zelt auf, ist froh nicht allzu viel mit anderen Menschen zu tun haben zu müssen. Die Einsamkeit tut ihr gut. Touristen sind um sie rum, aber alles ist weitgehend ruhig und entspannt. Reden will sie nur wenn’s nötig ist. Campingplätze, Schleusen, Flüsse, Kanäle, Seen, dort spielt sich alles ab.

Schließlich trifft sie auf Alima, Ende 30, die auch mit dem Kanu unterwegs ist, blöderweise mit ihrem Ex-Mann und dessen Freunden – und nun ist sie  froh, wenn sie sich von denen etwas abseilen kann – und dazu hat sie sich Kerstin ausgesucht, um etwas mit ihr zu reden, aber so gesprächig ist diese ja eben nicht. Aber Alima lässt nicht locker, und so erfährt sei, dass Kerstin bis vor Kurzem bei ihrem Vater gewohnt hat, den sie gepflegt hat, und der nun gestorben ist. Und nun ist sie unterwegs an den Orten ihrer Kindheit, eben der Mecklenburgischen Seenplatte.

Immer wieder sucht Alima das Gespräch mit Kerstin, doch da bemerkt sie, dass offenbar etwas nicht mit ihr stimmt. Ihr Bruder Thomas ist nämlich auf der Suche nach ihr, mit seiner Frau. Und Kerstin scheint auf der Flucht zu sein.

Mehrfach wechselt ALASKA seine Perspektiven: Zu Beginn begleiten wir ganz nah Kerstin, dann sind wir bei Alima, erfahren ihre Geschichte, dann bei Thomas, Kerstins Schwester. Der Film hat so seine Phasen, seine Kapitel. Das ist eine ungewöhnliche Art zu erzählen, aber es ist eine intensive, emotionale Art. ALASKA vermeidet damit einseitige Blicke, wir lernen abzuwägen, einzuschätzen, was die Motivationen der verschiedenen ProtagonistInnen sind – und das ergibt ein vielfältiges Bild. Menschen sind nicht so, wie Filme uns das manchmal darlegen: Es gibt nicht Gut und Böse, meistens hat alles Schattierungen. ALASKA appelliert an uns, Menschen versuchen zu verstehen, sie nicht einfach vorzuverurteilen, weil sie etwas tun, was uns zunächst falsch erscheint. Und immer wenn der Film droht, in eine Genrerichtung abzugleiten, macht er eine wundervolle Kehrtwende Richtung Leben, weg von dramatischen Wendungen. ALASKA bringt damit ein paar Dinge unter einen Hut, ohne dass es zu viel wird: Eine Geschwistergeschichte, eine Liebesgeschichte, eine Ehegeschichte, Freundesgeschichten.

Dem 1993 in Rostock geborenen Max Gleschinski gelingt nach KAHLSCHLAG aus dem Jahr 2018 ein wunderbarer zweiter Langfilm, mit dem es ihm gelingt, etliche dramaturgische Gefahren einer solchen Geschichte zu umschiffen und einen berührenden Film zu machen.

FILM INFO

Laufzeit: Spielfilm, ca. 120 Minuten

Produktionsjahr: 2022

Produktionsland: Deutschland

Sprache: Deutsch

Produktion: Wood Water Films

Koproduktion: ZDF – Das Kleine Fernsehspiel

Redaktion: Jörg Schneider

Förderung: MV-Filmförderung und BKM

Verleih: missingFILMs

Weltvertrieb:

CREW

Mit: Christina Grosse, Pegah Ferydoni, Karsten Antonio Mielke, Milena

Dreissig

Buch und Regie: Max Gleschinski

Produzent:innen: Karoline Henkel, Jasper Mielke, Arto Sebastian

Producerin: Julia Franke

Produktionsleitung: Torsten Wichner

DoP: Jean-Pierre Meyer-Gehrke

Szenenbild: Laura Schwarzmeier

Kostüm- und Maskenbild: Lada Stepanenko

Editorin: Clara Grözinger

Ton & Sounddesign: Moritz Busch

Musik: Axel Meier

Casting: Natascha Zimmermann

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