Inside the Yellow Cocoon Shell beim Internationalen Filmfestival Mannheim Heidelberg

Inside the Yellow Cocoon Shell ++

Bên Trong Vỏ Kén Vàng

Regie: Pham Thien An
Land: Vietnam, Singapur, Frankreich, Spanien

2023 | 178 min. | Vietnamesisch
Untertitel: Englisch, Deutsch

Darsteller*innen_ Le Phong Vu, Nguyen Thi Truc Quynh, Nguyen Thinh, Vu Ngoc Manh Drehbuch_ Pham Thien An Kamera_ Dinh Duy Hung Produzent*in_ Jeremy Chua, Tran Van Thi Rechte_ Cercamon

Am Rande eines kleinen Fußballturniers in einem Park in Vietnams größter Stadt Saigon trifft sich Thien, dessen Eltern vor einigen Jahren in die USA ausgewandert waren, mit zwei Freunden. Sie reden über Religion und Aberglauben, als es plötzlich am Rand des Platzes zu einem tödlichen Motorradunfall kommt. In einem großen Massagesalon erfährt Thien schließlich mitten in einer Massage, dass seine Schwägerin Hanh bei dem Motorradunfall ums Leben gekommen ist. Sein kleiner Neffe Dao hat den Unfall weitgehend unverletzt überlebt. Thien besucht ihn im Krankenhaus und sagt dem Jungen nichts vom Tod seiner Mutter. Aber natürlich will er seine Mutter sehen. Nun ist Thien die engste Bezugsperson des kleinen Dao in Saigon. Er muss sich nun um alles kümmern, nimmt die Autopsie der Schwägerin entgegen und er soll nun den kleinen jungen in das Heimatdorf zurückbringen, aus dem die Familie stammt. Der Vater des Jungen, Thiens Bruder Tam, ist vor einigen Jahren spurlos verschwunden. Zunächst nimmt Thien Dao mit nach Hause, aber noch immer bringt er es nicht übers Herz, ihm vom Tod seiner Mutter zu erzählen.

Schließlich bringt Thien Dao und den Sarg Hanhs ins Heimatdorf, wo sie in einem großen, feierlichen Beerdigungszug mit einem christlichen Gottesdienst beerdigt wird. Rührend kümmert sich Thien um den trauernden Dao. Der Junge kommt bei Verwandten im Dorf unter, aber Thien bleibt auch erst einmal hier, kümmert sich noch um Dao und hilft auch bei einigen Erledigungen im Dorf. Die Menschen hier führen ein einfaches, aber zufriedenes Leben, dem auch die beiden Großstädter etwas abgewinnen können. Die älteren Menschen im Dorf leben mit ihren schweren Erinnerungen an den Vietnamkrieg. Thien hört sich aufmerksam die ausführlichen Kriegsschilderungen des alten Herrn Luu an.

Es ist einiges, was Thien an seiner ehemaligen Heimat auf dem Dorf anzieht, dazu gehört auch eine junge Frau, Thao, die aber inzwischen das Gelübde abgelegt hat und Schwester in einer Gemeinde in der Nähe ist und in einem Kinderheim als Lehrerin unterrichtet. Da kommt ihm die Idee, dass er den Jungen beim Kinderheim anmelden könnte. Er lässt ihn für einige Zeit dort, nachdem er sich versichert hat, dass es ein guter Ort für den Jungen ist. Dann begibt er sich auf die Suche nach Tam, seinem Bruder, Daos Vater.

Mit seinen langen, ruhigen, meist mit unbeweglicher oder sich langsam heranzoomender oder sich allmählich schwenkender Kamera gedrehten Einstellungen und mit seinen beeindruckenden Bildkompositionen (Kamera: Dinh Duy Hung) entwickelt der Film einen Sog, der einen nicht mehr loslässt und auch über die beinahe drei Stunden des Films nicht nachlässt. Dazu trägt auch der erzählerische Detailreichtum (etwa in der Schilderung der Kriegserfahrungen des alten Herrn Luu) bei. Es ist faszinierend, wie die Gedanken und Gefühle Thiens zwischen den Zeilen erzählt werden, zum Beispiel als er den kleinen Dao belügt, was dessen Mutter angeht, oder wie die Gefühle Thiens für die katholische Schwester Thao zunächst nur angedeutet werden, durch Blicke, durch seine Anwesenheit. Pham Thien An hat einen berührenden Film über die Gegensätze von Stadt und Land, über Kindheit, Vergangenheit, über den Tod und über Glauben und Zweifel gedreht. Der junge Regisseur ist Autodidakt, seine Kurzfilme ›Mute‹, ›Stay Awake‹ und ›Be Ready‹ liefen auf etlichen internationalen Filmfestivals, „Inside the Yellow Cocoon Shell“ ist sein Spielfilmdebüt, der Film war bereits in Cannes zu sehen.

 „Inside the Yellow Cocoon Shell” ist einer der schönsten mir bekannten vietnamesischen Filme der jüngeren Vergangenheit. Man kann nur hoffen, dass auch künftige Arbeiten von Pham Thien An außerhalb von Vietnam zu sehen sind – keine Selbstverständlichkeit. Die Filme Vietnams schaffen es bisweilen noch zum einen oder anderen Festival, dass vietnamesische Filme regulär in westlichen Kinos zu sehen sind, bleibt immer noch die große Ausnahme. Dabei ist die vietnamesische Filmgeschichte sehr unterschätzt.

https://www.iffmh.de/festival/unser-filmprogramm/filme/inside-the-yellow-cocoon-shell/index_ger.html

Der Film läuft vom 18. bis zum 26. November 2023 auf dem Internationalen Filmfestival Mannheim Heidelberg.

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