Element of Crime – in „Wenn es Dunkel und kalt wird in Berlin“, von Charly Hübner ab 3.10.24 im Kino

SO36 © Superfilm/ Noel Richter – Element of Crime – in „Wenn es Dunkel und kalt wird in Berlin“, von Charly Hübner ab 3.10.24 im Kino

Am Anfang des Films steht Sven Regener mit seiner Band „Element of Crime“ auf der Bühne und hält eine Ansprache: Dass jetzt ein Film über die Band gedreht werden würde und darüber, dass sie früher verschwiegen hätten, dass sie aus Berlin kommen, weil es damals komplett uncool war. Weil das alles durch die Neue Deutsche Welle so abgenudelt war. Das erste Berlinlied war dann „Jung und schön“, erzählt Regener, und damit fangen Film und Konzert an. Und zu diesem Song werden wir durch die Jahrzehnte von „Element of Crime“, gegründet 1985 – vor fast 40 Jahren, durch Berlin getrieben. Mauer, geteiltes Berlin, vereintes Berlin, das Nachtleben, West wie Ost, S-Bahn, U-Bahn. „Denn das Licht der Gaslaternen lässt uns schwindeln, und warm sind die Nächte in Berlin. Wir taumeln durch die Straßen, so als wär’n wir jung und schön“. Von 1999 ist der Song.

Charly Hübner, der Schauspieler, durfte nun mit der Band einige Zeit herumreisen und herumhängen und die Kamera draufhalten. Und Sven Regener sorgt bei den Konzerten dafür, dass das Publikum dafür auch Verständnis hat. Eigentlich ging es von Anfang an um Berlin, erzählt Richard Pappik, der Schlagzeuger. Ach nein, eigentlich nur Kreuzberg. Naja, SO 36. Keiner wollte nach Wilmersdorf, oder Charlottenburg, Kreuzberg 61. Dort, in SO 36, sei es besonders grau gewesen, eingeschlossen von der Mauer, aber da war’s auch besonders bunt. Wobei Sven Regener und Jakob Friderichs widersprechen: Die richtig besonderen Vögel lebten wohl in Schöneberg. In den Läden dort waren zum Beispiel die Einstürzenden Neubauten unterwegs, im Loft, im Metropol und im Café Swing. No Wave, No Jazz hießen die Stilrichtungen, proben war verboten. „Egal was du spieltest, alles ging“, erzählt Sven Regener über die Zeit der frühen Achtziger, bevor „Element of Crime“ entstand. Wir begleiten die Band auf der Tour durch Berliner Bühnen und Konzerthäuser – das Kreuzberger Lido, der Admiralspalast, die Zitadelle Spandau, mit Gastmusikern, und nach Jahrzehnten zurück im SO 36 in der Oranienstraße. Man schaut zurück auf alte TV-Ausschnitte (Bios Bahnhof), auf den Wechsel der Band von englischem Gesang zu deutschen Texten. Und die Melancholie, die man „Element of Crime“ so nachsagt? Er sehe das anders, sagt Jakob Friderichs. In den Liedern sei statt Traurigkeit umso viel mehr Humor. „Was würde Bob Dylan tun?“ tauchte irgendwann in der Bandvergangenheit als Grundsatz auf. Und man beschränkte sich in so vielem, zum Beispiel im Licht: rotes und gelbes Bühnenlicht war verboten, nichts, was gefällig war, nichts, was nach Romantik, Glätte oder Perfektion roch.

„ELEMENT OF CRIME kamen und blieben. Sehr früh in meinem Leben öffneten sie mir die Tür in den Raum daneben, von dem aus ich das Leben betrachten durfte, während es mich mit aller Härte und Leichtigkeit lebte. Die vielen Farben in ihren Klängen, die Nähe in den Texten, die witzige Schläue in den Arrangements – und alles in dieser unaufgeregt wirkenden Wachheit – es war klar, dass ich sie, als man mich dazu fragte, auf dieser kleinen Berlintour von ganz zart in Kreuzberg bis recht weit in Spandau mit einigen Kameras begleiten wollte“, erzählt Charly Hübner.

„Ein Film über uns und dann auch noch auf Tournee, das hat etwas von Tierfilm und wir dann die Tiere, da muss man auf einen guten Regisseur hoffen und das ist Charly Hübner. Wir wussten, er liebt die Band, wir vertrauten ihm und wir hatten Recht damit. Der Film ist toll, ganz anders, als erwartet, und das sind immer die besten Filme,“ sagt Sven Regener, und da hat er recht. Charly Hübner erzählt diesen Film so wunderbar und setzt dieser großartigen Band endlich auch ein würdiges Kinodenkmal, ohne jemals (die Band wird es ihm danken) nostalgisch zu wirken. Und dann will man wieder tagelang nichts anderes hören als „Element of Crime“. Danke.

CREDITS

PRODUKTION Superfilm Filmproduktion GmbH

PRODUZENT*INNEN John Lueftner, David Schalko,

Gwendolin Stolz

IN ZUSAMMENARBEIT MIT NDR, RBB und Charlotte Goltermann

GEFÖRDERT VON FFA, MBB, DFFF

REGIE Charly Hübner

DOP Casey Campbell

TON Thomas Diesel

SCHNITT Christoph Brunner

MIT Sven Regener, Jakob Ilja, Richard Pappik und Maike Rosa Vogel, Florian Horwarth, Isolation Berlin, Von wegen Lisbeth, Steiner & Madlaina, Ansa Sauermann

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