ANOTHER GERMAN TANK STORY beim Max Ophüls Festival

„Bert ist wieder da. Der Träumer ist in 20 Jahren 30 Jahre gealtert.“ Das sagt die Bürgermeisterin des kleinen Dorfes Wiesenwalde. Ihr Bert? Kann man streichen. Dass das ihr Ex ist, ist schon fast nicht mehr wahr. „Zeit, die Geheimniskrämerei zu beenden“, sagt Susannes Mutter. Aber was hat der halbgare Möchtegernjournalist ausgerechnet jetzt wieder im Dorf zu suchen? Im Dorf ist nämlich so wenig los, dass der Smalltalk sich auf ‚und, alles im grünen Bereich?‘ und ‚muss ja‘ beschränken muss. Aber bald könnte sich an der Provinzialität etwas ändern: Ein amerikanisches Team beabsichtigt, in Wiesenwalde eine Serie über den Zweiten Weltkrieg zu drehen. Und das könnte bedeuten, dass das Kaff bald nicht nur auf der filmischen, sondern auch auf der touristischen Landkarte ein Player werden könnte. Was dem Ganzen vielleicht noch im Weg steht: der Widerwille der Dorfbevölkerung, Veränderungen erleben zu wollen – und die mangelhafte Infrastruktur; der als Fahrer engagierte Sohn der Bürgermeister, der aber durch die Fahrprüfung gefallen ist; das „Hotel“ im Ort, das kein warmes Wasser hat und für die Verköstigung der Bewohner nicht ausgestattet ist; die mangelnden Englischkenntnisse der Bevölkerung; und insbesondere: der culture clash und die unterschiedlichen Weltvorstellungen zwischen Hollywood und Wiesenwalde. Und bei all den schrägen Charakteren auf beiden Seiten gibt es dann doch zwei, für die die Ereignisse in Wiesenwalde zur Initialzündung werden – der junge Wolfi einerseits, und die alte Rosi andererseits. Aber auch für den Loser Bert könnte die Rückkehr ins Dorf eine lebensverändernde Erkenntnis bringen…

„Another German Tank Story“ lief auf den Filmfestivals in Shanghai und München. Regisseur Jannis Alexander Kiefer wurde für den Film mit dem First Steps Award in der Kategorie “Big Audience Award” ausgezeichnet, mit folgender Jurybegründung: “Humor im Film ist die Königsklasse. Bei ANOTHER GERMAN TANK STORY ist es Jannis Alexander Kiefer auf allen Ebenen gelungen, die Filmbranche auf den Arm zu nehmen und auch ein nicht fachkundiges Publikum durch die gekonnt eingesetzte Situationskomik mitzunehmen. Drehbuch, Inszenierung, Schauspieler:innen und die Kamera zeigen das durch die kluge Einfachheit der eingesetzten Mittel.”

„Mir ging es darum, die Absurditäten und Nöte des ‚kleinen Mannes‘ in der malerischen Provinz, die mitten im Niemandsland der ehemaligen DDR liegt, einzufangen“, erzählt Kiefer. „Es ist kein Film über eine Hollywood-Produktion, sondern ein Film über ein vergessenes Dorf und eine ungesehene Gesellschaft, über die Ängste, Hoffnungen und Sehnsüchte der Bewohner:innen. Ich wollte diese deutlich überzeichnete Geschichte, die in meinen Augen einen märchenhaften Touch hat, in einer besonderen visuellen Gestaltung als einen Mikrokosmos präsentieren, der irgendwie realistisch, aber auch unmöglich ist – und ein bisschen komisch.“

„Another German Tank Story“ ist das Langfilmdebüt des 1989 geborenen, auf einem Bauernhof aufgewachsenen Regisseurs. Er studierte audiovisuelle Medien an der Berliner Fachhochschule für Technik und Spielfilmregie an der Filmuniversität Babelsberg. Sein Homeoffice-Kurzfilm MEETING gewann den Deutschen Kurzfilmpreis in Gold. Kiefer gelingt nun eine wunderbare, skurrile, aber auch herzenswarme Geschichte um zwei Welten, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten, wobei die Engstirnigkeit nicht nur im Dorf sondern auch bei den ach so weltgewandten Menschen der Filmbranche aufblitzt – eine kleine, wundervolle Geschichte, mit einem scharfen wie liebevollen Blick auf die gerne in der deutschen Filmgeschichte zu kurz kommende Welt der Provinz.

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