KURZKRITIKEN VON DEN INTERNATIONALEN FILMTAGEN HOF

POLIZEIAKADEMIE von Moritz Schulz

POLIZEIAKADEMIE von Moritz Schulz

Moritz Schulz‘ Dokumentarfilm POLIZEIAKADEMIE zeigt die Ausbildung dreier junger Menschen, Samana, Yasin und Chinedu, bei der Berliner Polizeischule. Alle drei haben Migrationshintergrund und stehen damit vor besonderen Herausforderungen: Gibt es strukturellen Rassismus bei der Polizei? Spielt das bei ihrer Ausbildung eine Rolle? Wie werden die Menschen darauf reagieren, dass sie als Polizistinnen und Polizisten einen Migrationshintergrund haben? Gibt es auch Vorteile? Die Vielfalt der Stadt Berlin muss sich auch in einer Vielfalt bei der Polizei widerspiegeln.

Moritz Schulz, 1983 in Berlin geboren, hat Geschichte, Politik- und Islamwissenschaften studiert und anschließend an der Filmakademie Baden-Württemberg Regie und Fernsehjournalismus studiert. POLIZEIAKADEMIE ist nach ROADSIDE RADIATION sein zweiter Langdokumentarfilm.

Moritz Schulz gelingt ein spannender, einfühlsamer und unterhaltsamer Blick in den Alltag Berliner Polizeiausbildung.

Regisseur: Moritz Schulz

Mit Samana Ismail, Yasin Khalife, Chinedu Melcher

2024

92 Minuten

Dokumentarfilm

Produktion: Maximilian Becht, Magdalena Wolff, Stefanie Gödicke, Tarek Roehlinger

Deutschland

Festivals Awards: Heartland Film Festival (US)

Filmografie

Moritz Schulz

2013 PARADIGMA, Essayfilm

2016 ROADSIDE RADIATION, Dokumentarfilm

2018 ALL INCLUSIVE, TV Magazine

2018 OMA IST EINDEUTIG BLAU, KURZDOKUMENTARFILM

2019 SOMMERKRIEG, Dokumentarfilm

2024 POLIZEIAKADEMIE, Dokumentarfilm  HOF 2024

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Finding Planet Porno: The Wild Journey of American Cinema’s First Outlaw von Christian Genzel

Finding Planet Prono von Christian Genzel ist eine geradezu liebevolle Dokumentation über die Frühphase eines Filmgenres, Jahrzehnte vor Erfindung des Internets und der digitalen Vereinnahmung dieses Genres. Howard Ziehm ist Pionier des Genres, er ist aber auch Rebell, Outlaw und traut sich was im prüden Amerika der 1970er. Außer Ziehm selbst, den der Regisseur begleitet und der voller Melancholie von seiner damaligen Arbeit erzählt – und von seinem Leben, sehen wir etliche Weggefährtinnen und Weggefährten seiner Zeit. Mona the Virgin Nymph war der erste Pornospielfilm, der einen US-Kinoverleih bekam, im Jahr 1970.  Die Kult-Science-Fiction-Sexparodie Flesh Gordon, deren Dreh ihm eine lange Auseinandersetzung mit dem Gesetz einbrachte, ist ebenfalls bei den Hofer Filmtagen zu sehen. Eine faszinierende Doku, die längst vergangene Zeiten dem Vergessen entreißen, bevor es die Protagonisten dieser Zeit nicht mehr gibt.

Regisseur: Christian Genzel

Schauspieler: Howard Ziehm, Mick Garris, William Lustig, Serena –, Fran Spector, Jason Williams, William Dennis Hunt, Carter Stevens, Suze Randall, Humphry Knipe, Joe Rubin, Steve Grumette, Bjo Trimble, Earl Miller, Colm Gallagher

Untertitel

Englisch, Deutsch

2024

Länge 102 Minuten

Genre: Dokumentarfilm

Produktion: Christian Genzel

Österreich

Festivals Awards

Lausanne Underground Film & Music Festival (October 2024, Schweiz)

Bio-Filmografie

Christian Genzel

Geboren 1978 in Kassel, lebt in Salzburg/Österreich. Studium der Anglistik und Amerikanistik in Salzburg. Arbeit als Regisseur und Autor sowie als Filmjournalist, Vortragsredner und Betreiber von  Filmpodcasts.

2006 SCHLAFLOS, Kurzfilm

2008 TUTMOSIS, Kurzfilm

2011 DIE MUSE, Spielfilm

2015 BLANK, Kurzfilm

2017 CINEMA DELL‘ OSCURITÀ, Kurzfilm,

2022 NO WAY TO MAKE A LIVING: A LOOK BACK AT ‚THE FRIGHTENERS‘, Spieldokumentation

2024 FINDING PLANET PORNO: THE WILD JOURNEY OF AMERICAN CINEMA’S FIRST OUTLAW, Dokumentarfilm  HOF 2024

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Ma vie, ma gueule

Deutschlandpremiere

Regie: Sophie Fillières, Agathe and Adam Bonitzer

Frankreich, 2024

Barberie Bichette hat Probleme mit dem Älterwerden. Schließlich ist man mit 55 nicht mehr jung. Und das wirft sie nun ganz schön aus der Bahn und verunsichert sie. Schließlich war sie mal eine geliebte Ehefrau, eine tolle Mutter und eine zuverlässige Kollegin. Aber mit Liebhabern klappt das heute nicht mehr, die Männer, auf die sie trifft, sind eher sonderbar und ihre Tochter ist auch eher genervt und ihrem Sohn fallen ihre Schrullen auf. Aber was soll sie nun tun? Hilft Bauchmuskeltraining? Ob ihre Therapie hilft? „Mein Leben, mein Ding“, so der deutsche Titel, ist eine durchaus unterhaltsame, witzige französische Komödie über das Älterwerden.

 Französisch, Deutsch,  Farbe  100 min
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PANDORAS VERMÄCHTNIS

Regie: Angela Christlieb

Was ein grandioser Dokumentarfilm über G.W. Pabst aus der Sicht der Aufzeichnungen von Trude Pabst, seiner Frau. Also eigentlich ein Film über Trude Pabst – auch aus der Sicht der Kinder und Enkel, wundervolle Ausschnitte und Erzählungen der Verwandtschaft, und was für tolle Enkel!

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RAUMTEILER von Florian Schmitz

Für Karsten ist es dumm  gelaufen: Er wohnt in einer kleinen, aber bezahlbaren Wohnung in Köln – er hat inoffiziell den Mietvertrag seines Vormieters übernommen, damit es keine Erhöhung gibt. Der will nun aber aus dem Vertrag raus – wird schon klappen meint er, tut’s aber nicht. Karsten muss raus. Erst mal bleibt er entspannt, improvisiert vor sich hin, wohnt im Umzugswagen. Sophie und Miray geht’s ähnlich, auch sie suchen dringend eine Wohnung – und da schließen sie sich kurzerhand Karsten an. Aber aus ein paar Tagen Übergang werden Monate. Und langsam wird’s eng und draußen kalt. Nüchtern und kurzweilig erzähltes Alltagsdrama.

Regisseur: Florian Schmitz

Schauspieler: Christoph Bertram, Fee Zweipfennig, Luana Velis, Tomasso Tessitori, Ruzica Hajdari, Fabian Backhaus, Mickey Paatzsch, David Hürthen, Christos Dassios

Untertitel

Englisch

Jahr

D 2024

Länge 79 Minuten

Spielfilm

Produktion: Till Gombert, Sophia Lorena Gamboa Huamán

Bio-Filmografie

Florian Schmitz

Geboren 1992 in Mönchengladbach. Studium an der Kunsthochschule für Medien, Köln. Tätig als Drehbuchautor und Regisseur.

2016 TRAUER, Kurzfilm

2018 ARME RITTER, Spielfilm HOF 2018

2019 NEW FACES, Kurzfilm HOF 2019

2020 FINTE, Kurzfilm HOF 2020

2021 LE PRÉ DU MAL, Kurzfilm HOF 2021

2022 MATRATZEN, Kurzfilm

2024 RAUMTEILER, Spielfilm  HOF 2024

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WAS DU VON MIR SEHEN KANNST von Isabelle Caps-Kuhn

Die 25-jährige Physikerin Gwen kehrt mit ihrem Freund Adam nach einem längeren Australienaufenthalt (drei Jahre war Adam auf Weltreise) – wo sie ihn kennengelernt hat – in Adams Heimatstadt Marburg, Kleinstadt – Kaff, aber immerhin eine Unistadt, zurück. Dort wohnen sie vorerst bei seinem Bruder Paul und dessen Freundin Nina. Während Gwen zielstrebig ist, an ihrer Karriere als Astrophysikerin arbeitet und sich einen Sommerjob als Astrophysik-Dozentin an der Marburger Universität sucht (und schnell findet), treibt Adam beinahe planlos durchs Leben. Nach etlichen Ausbildungen, die er nicht zu Ende gebracht hat, versucht er neuerdings, als Fotograf zu arbeiten, vielleicht in Paris, oder doch im Startup von ehemaligen Klassenkameraden, die schon in einer ganz anderen Welt angekommen sind? Paul und Nina leben in einer offenen Beziehung, was Adam beeindruckt. Immer wieder spricht er das an – und schlägt schließlich eine offene Beziehung vor. Sie will es sichtlich nicht, aber um ihm zu gefallen und ihn nicht zu verlieren, stimmt Gwen zu. Fest nimmt sie sich vor, nicht eifersüchtig zu werden, aber dann ist es das erste Mal so weit: Adam verbringt seine Nacht woanders. Nun sieht doch alles anders aus. Und: Soll er ihr erzählen, wo er war? Will sie das wissen? Es ist viel problematischer, als Adam sich das erhofft hat. Und dann merken sie beide, das ihre Beziehung daran zugrunde gehen könnte.

In ihrem ersten Langfilm erzählt die Absolventin der Filmakademie Baden-Württemberg Isabelle Caps-Kuhn eine schöne, kleine Beziehungsgeschichte, stilsicher, emotional, ein gelungener Erstlingsfilm.

Regisseurin Isabelle Caps-Kuhn

Schauspieler: Sina Genschel, Julius Nitschkoff, Paul Ahrens, Ness Kalfon, Iman Tekle, Judith Strößenreuter, Annabelle Mandeng, Laila Kohler, Jannik Mühlenweg, Elie Kempfen, Simon Morzé, Andreas Anke, Maximilian Diehle, Annabel Hertweck, Hartmut Volle, Ursula Berlinghof

D 2024, Länge 85 Minuten, Spielfilm

Produktion: Julian Haisch, Anja Jule Harig, Friedemann Goez

Bio-Filmografie Isabelle Caps-Kuhn

Geboren 1993 in Aschaffenburg. Regie-Studium an der Filmakademie Baden-Württemberg. Tätig als Regisseurin.

2018 DAS MÄDCHEN, DAS KEIN VAMPIR SEIN WOLLTE, animierter Kurzfilm

2020 AFFENMÄDCHEN, Kurzfilm

2024 WAS DU VON MIR SEHEN KANNST, Spielfilm  HOF 2024

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NONKONFORM von Arne Körner

Ich hatte Dietrich Kuhlbrodt aus meiner Film-PR-Zeit ja immer als Filmkritiker auf dem Schirm, für die ZEIT oder die Frankfurter Rundschau. Wie vielfältig der Mann ist und war, ging leider an mir vorbei: Oberstaatsanwalt, Filmkritiker, Schauspieler, was weiß ich, das alles erzählt mir der Film NONKONFORM von Arne Körner. Was ein Geschichtenerzähler, wie toll die Anekdoten. Damals im Krieg in Hamburg: „dann kam der Bombenangriff. Das war fantastisch!“ Er meint die damit verbundenen Leuchterscheinungen: „und ich war begeistert! So ein Feuerwerk! Das kriegst du nicht nochmal zu sehen!“ Oder die Geschichte mit seiner Lehrerin, die etwas hinkte, aber sie hatte, erzählt Kuhlbrodt, gewaltige Brüste. Alle die ausgebombt wurden, wurden von ihr in den Arm genommen. Alle, einschließlich Kuhlbrodt hofften daher, bald ausgebombt zu werden. Dann endlich! Der Brief von den Eltern! Er heulte, warf sich an ihre Brüste „und war selig!“. Wir sind bei Kuhlbrodt zu Hause, da ist sein Kuscheltier, der Hund Wauwi, den er schon als Hitlerjunge hatte.

Oder noch eine Geschichte: Wie ein Ghanese bei ihnen ein Jahr im Souterrain wohnte, immer in der Gefahr abgeschoben zu werden. Dann die Begegnungen mit Schlingensief: „Schlingensief der neue Rimbaud des deutschen Kinos“, dann rief Schlingensief ihn an und ließ ihn in seinen Filmen mitspielen. Usw., welch großartiger Geschichtenreichtum, was eine wundervolle, gutherzige Type, was ein grandioser Sonderling. Arne Körner setzt diesem Mann ein fantastisches Denkmal, was können wir froh sein, dass er das gemacht hat.

Regisseur: Arne Körner

Schauspieler: Dietrich Kuhlbrodt

Untertitel

116 Minuten

Dokumentarfilm

Produktion: Matthias Greving

Bio-Filmografie

Arne Körner

Geboren 1986 in Hamburg. Ausbildung zum Bäcker, Studium an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg, an der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Paris und an der Rogue Film School. Tätig als Regisseur, Produzent und Drehbuchautor.

2010    A7, Kurzfilm
    WIR MACHEN PHOTOS, Kurzfilm
    STATION, Kurzfilm
    Die Buchhalter, Kurzfilm
2011    DISINTEGRATION, Kurzfilm
2012    THE GUYS, Kurzfilm
    SCHURBACK, Kurzfilm
2013    SURROUNDED, Kurzfilm
2014    VUE POINTE, Kurzfilm
2015    BLINK OF AN EYE, Kurzfilm
    THE BICYCLE, Spielfilm   HOF 2015
2017    THE LONE FIGHTER, Kurzfilm
2018    LE MARCHÉ D’ALIGRE, Kurzfilm
2019     GASMAN, Spielfilm   HOF 2019
2022    ACTION!, Kurzfilm   HOF 2022
2024    NONKONFORM, Dokumentarfilm
    HOF 2024

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30 JAHRE AN DER PEITSCHE von Rosa von Praunheim

Da wo Rosa von Praunheim seit langem wohnt, in der Konstanzer Straße, war früher ein Spielclub, in dem manchmal Lady MacLaine gejobbt hat. Irgendwann wurde da eine Leiche rautransportiert. Und später machte Tina Spahr da einen SM-Laden auf. Und Rosa lernte sie kennen und interviewt sie nun für seinen Film – 30 Jahre an der Peitsche. Ihre Mama war böse zu ihr, erzählt sie. Später, als Profidomina hat sie mehr als dreißig Frauen ausgebildet. Von Schmerz und Lust, von Strafe und Befriedigung erzählen sie.
Mit eleganten Spielszenen, gemischt mit Praunheimschen Dokumentarszenen entsteht eine großartige Dokumentation über Lebensbereiche, in die nicht jeder tiefe Einblicke hat.

Regisseur: Rosa von Praunheim

Schauspieler: Tina Spahr, Katja Inga Baldowski, León Schröder, Lady MacLaine, Angela von Raden, Rosa von Praunheim

2024, 89 Minuten

Spielfilm

Produktion: Rosa von Praunheim

Bio-Filmografie

Rosa von Praunheim

Geboren 1942 als Holger Mischwitzky in Riga/Lettland. Studium der Malerei an der Hochschule für Bildende Künste Berlin. Arbeit als Dozent. Tätig als Regisseur, Produzent, Autor und Maler.

1969 SCHWESTERN DER REVOLUTION, Kurzfilm 1971 DIE BETTWURST, Spielfilm 1971 NICHT DER HOMOSEXUELLE IST PERVERS, SONDERN DIE SITUATION, IN DER ER LEBT, Spielfilm 1989 ÜBERLEBEN IN NEW YORK, Spielfilm  HOF 1989 und 2006 1996 TRANSSEXUAL MENACE, Dokumentarfilm 1999 CAN I BE YOUR BRATWURST, PLEASE?, Kurzfilm  HOF 1999 2002 TUNTEN LÜGEN NICHT, Dokumentarfilm 2010 NEW YORK MEMORIES, Dokumentarfilm 2011 DIE JUNGS VOM BAHNHOF ZOO, Dokumentarfilm 2012 KÖNIG DES COMICS, Dokumentarfilm 2015 HÄRTE, Dokumentarfilm 2017 ACT! WER BIN ICH?, Dokumentarfilm 2018 MÄNNERFREUNDSCHAFTEN, Dokumentarfilm 2019 DARKROOM – TÖDLICHE TROPFEN, Spielfilm 2022 REX GILDO – DER LETZTE TANZ, Spieldokumentation

2024 DREISSIG JAHRE AN DER PEITSCHE, Spieldokumentation  HOF 2024

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