TROG von Gabriele Hochleitner bei den Internationalen Hofer Filmtagen

TROG von Gabriele Hochleitner bei den Internationalen Hofer Filmtagen

Trog. Ein seltsamer Name für ein Haus. 500 Jahre alt ist das Bauernhaus. Es ist ein großes Haus, ein prachtvolles Haus, drei Stockwerke, eine Menge Fenster, offenbar solide gebaut, es ist noch weitgehend in seinem ursprünglichen Zustand. Onkel Hans war der letzte Bauer der Familie. Seither steht das alte Haus leer.

Gabriele (Ella) Hochleitner erzählt ihre Familiengeschichte, die Geschichte von Tante Theresia und von Onkel Hans – und die Geschichte der letzten drei Generationen, insbesondere jener Kinder, die in den 1940er bis 1960er Jahren geboren und in dem Haus aufgewachsen sind. Die letzte Trog-Generation hat elf Kinder hervorgebracht: Die Stammbäume am Anfang sind durchaus hilfreich, ich kann’s mir aber trotzdem nicht merken. Alle sind seit Jahren nicht mehr im Haus gewesen, manche seit Jahrzehnten, erst jetzt wieder zu den Filmaufnahmen mit Gabriele Hochleitner.

Die Erinnerungen sind so vielfältig: Einst kamen an dem Bauernhaus die Bauern mit den Kühen vorbei und tränkten sie dort. Da bot es sich an, auch ein Gasthaus daraus zu machen, es gab Bier, aber auch Butter und sonst was zu kaufen. An Weihnachten wurde immer ein Schwein geschlachtet, ein Ereignis, das in Erinnerung bleibt. Im Winter mit der Zunge an der Türklinke kleben bleiben. Und dann der dunkle Keller, mit alten Marmeladengläsern. Damals, als es noch kein warmes Wasser gab. Schöne Erinnerungen. Und weniger schöne Erinnerungen. Und was schwärmen alle heute noch über die Mutter, sie war für alle da, hat jedem geholfen, immer war sie fröhlich. Und dann: kommt plötzlich in den Erzählungen der Kinder das KZ Mauthausen vor. Die „ganze Geschichte“ mit dem Krieg. Und der Großvater war tiefreligiös und hat sich geweigert ein Nazi zu sein. Er hob nie den Arm zum Hitlergruß. Er schimpfte über die Nazis, bekam einen Zwangseinberufungsbefehl. Aber er weigerte sich, einzurücken, hatte selbst Kontakt zu einem Deserteur. Und aus einer einfachen Bauernfamilienbiografie wird nun eine Kriegs-, eine Widerstands- und eine KZ-Geschichte.

Gabriele Hochleitner ist 1969 in Salzburg geboren, sie studierte Fotografie in Rom und Film in Dortmund. Sie bekam etliche Stipendien, war dazu in Berlin, Buenos Aires, in Rom und in den USA. Seit 1988 ist sie als freischaffende Dokumentarfilmerin tätig, zu ihren Filmen gehören Almrausch (1997), Zwa traurige Buam (2006), Alles ist Indien (2010), In der Kurve (2014), Wenn Gott will (2016) und A box of surprises (2018). Hochleitner erzählt mit TROG eine zutiefst berührende, traurige wie schöne österreichische Heimat- und Familiengeschichte. Dass mir die Namen der Protagonistinnen und Protagonisten manchmal durcheinander gehen ist mein persönliches Problem, ändert aber sowieso nichts am Verständnis für die Geschichte. TROG ist ein wichtiges Dokument, das die Vergangenheit einer Familie dem Vergessen entreißt. Beeindruckend.

Regisseurin: Gabriele Hochleitner

Mit Christi Lord, Hans Kößner, Christian Kößner, Anni Geschwandtl, Resi Reiner, Sophie Obermoser

Österreich 2023; Länge 120 Minuten

Dokumentarfilm

Produktion: Timothy McLeish

Festivals Awards: Radstadt (Salzburg)

Bio-Filmografie

Ella Hochleitner

Geboren 1969 in Salzburg/Österreich.  Studium der Fotografie in Rom und Filmstudium in Dortmund. Zahlreiche Stipendien, u.a. in Berlin, Buenos Aires, Rom und den USA. Seit 1998 freischaffende Dokumentarfilmemacherin.

1997 ALMRAUSCH, Dokumentarfilm

2001 DIE STADT UND DIE ERINNERUNG, Dokumentarfilm

LA HABANA (Co-Regie)

2004 SWEETBRIAR, Essayfilm

2005 ROMAROZDOLROSTOCK, Dokumentarfilm

2006 ZWA TRAURIGE BUAM, Dokumentarfilm

2008 TAGEBUCH EINES NEUANKÖMMLINGS, Essayfilm

FOR SOME FRIENDS, Dokumentarfilm

2010 ALLES IST INDIEN, Dokumentarfilm

2012 IL METODO CUBANO, Dokumentarfilm

2014 IN DER KURVE, Dokumentarfilm

2016 WENN GOTT WILL, Dokumentarfilm

2018 A BOX OF SURPRISES, Dokumentarfilm

2023 TROG, Dokumentarfilm HOF 2024

Weitere Vorführung beim Festival:
Sonntag 17:45 Central 2

Tickets gibt es hier: https://www.hofer-filmtage.com/de/2024#tickets

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