JEWS OF THE WILD WEST beim Jüdischen Filmfestival Berlin Brandenburg 20025

„The Great Train Robbery“, 1903. Der erste Western. Bronco Billy war die Hauptfigur, gespielt von Gilbert Anderson aka Maxwell Aronson, und der war ein jüdischer Schauspieler – gleich mehrere Rollen spielte er in dem Western. Als jüdische Auswanderer im 19. Jahrhundert nach Amerika kamen, zogen viele von ihnen auch westwärts und wurden damit Teil des amerikanischen Mythos des Wilden Westen. Antisemitismus spielte dort nur eine geringe Rolle, zumindest eine kleine Rolle als in anderen Gegenden der USA. Der Pioniergeist überdeckte vieles. Die Frau von Wyatt Earp, Josephine, war Tochter jüdischer Immigranten, die sich zunächst, wie viele in der New Yorker Lower Eastside angesiedelt hatten. Als sie dort keinen Fuß auf den Boden bekamen, zogen sie einfach weiter, Richtung Westen. Bald entstanden in San Francisco die ersten Synagogen. Josephine begann Geschichten zu erzählen, dass sie aus einer reichen deutschen Familie stamme – was nicht stimmt. Sie ging zum Theater. Sie wurde Schauspielerin, zog mit Theatertruppen herum, kam nach Tombstone – dort gab es kaum Juden. Und dort lernte sie – nach mehreren Kurzzeit-Liebhabern – Wyatt Earp kennen, mit dem sie über 50 Jahre zusammen war.

Und dann kommen wir zu Geschichte eines jüdischen Mannes, der tief mit dem Wilden Westen verbunden ist – und den wir alle kennen: Levi Strauss, bekannt für die Levi’s Jeans, die es heute noch gibt. Er wurde in Deutschland geboren, in Franken. Nach dem Tod seines Vaters, musste seine Mutter mit ihm auswandern. Auch sie kamen die Lower East Side, seine Brüder waren schon da, vermutlich verdienten sie ihr Geld als Hausierer. Als Gerüchte über den Goldrausch aufkamen, zogen viele Menschen nach Kalifornien, nicht unbedingt nur um Gold zu schürfen, sondern auch um den Goldgräbern Dinge zu verkaufen. Als Levi amerikanischer Staatsbürger geworden war, ging auch er in den Westen, um dort sein Geld als Händler zu verdienen. Am 14. März 1853 kam er in San Francisco an. Er wurde ein erfolgreicher Händler, als eines Tages Jacob Davis zu ihm kam, der eine neue Art von Hose erfunden hatte. Davis brauchte einen Geschäftspartner.

Und dann folgt die Geschichte der Guggenheims, jüdischer Herkunft aus der Schweiz… Die Filmemacherin Amanda Kinsey erzählt einen so wunderbar erfüllten Dokumentarfilm über die Geschichte der Jüdinnen und Juden im Wilden Westen. Das ist so reich an Geschichten, Anekdoten, Details, dass man diesen Film einfach mögen muss. Es ist wie ein lebendiges Museum jüdisch-amerikanischer Geschichte. Das letzte Mal, dass mir jüdische Auswanderergeschichten aus dem 19. Jahrhundert in die USA so wunderbar nahe gebracht wurde, war im Lower East Side Tenement Museum in New York. 82 wundervoll kurzweilige Minuten erzählt uns Amanda Kinsey. Danke dafür! Am 7. und am 11. Mai 2025 ist der Film gemeinsam mit dem Vorfilm THE LAST COWBOY IN SALFORD (Jakob Lancaster, UK 2023, 15 min) beim Jüdischen Filmfestival Berlin Brandenburg zu sehen.

https://jfbb.info/programm/filme/jews-of-the-wild-west

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