
23.000 Reichsbürger soll es in Deutschland geben. Eine der einflussreichsten Gruppen ist die KRD, das „Königreich Deutschland“.
„Mister Raws“ Videos auf Youtube sind gelöscht worden. Wenn er das für einen Fehler halten würde, könne er Einspruch einlegen. Sein TokTok-Kanal ist gesperrt, aber immerhin ist sein Instagramkanal noch da, erzählt er seinen Followern. Dann ruft ein junger Mann auf dem Handy an, wegen der Krebserkrankung seiner Mutter. Mister Raw weiß was hilft: Wildkräutersäfte. „Der Krebst stirbt, wenn die Temperatur über 42 Grad ist“, erläutert er dem Sohn der Erkrankten. Erst hält man ihn nur für einen schrägen Ernährungsesoteriker. In irgendeinem seiner Videos ist ein Geistheiler zu Gast, unzählige Menschen hat er behandelt, Tiere übrigens auch. Seit acht Jahren macht er das, eigentlich kommt er aus dem „Vertrieb“, aber ihm wurden immer Steine in den Weg gelegt. Eigentlich gehe es nicht darum, dass die Menschen die Welt verändern, es geht nur um „dich“ – und wenn es notwendig sei, dass die Welt zerstört werden würde, dann sei das eben so, erklärt er.
Mister Raw hat aber auch schon eine richtige Marke, ein Versand, einen Angestellten, der das abwickelt. Der wird sogar etwas Geld verdienen, das verrechnet werden wird, so dass nicht viel mehr als ein Taschengeld übrig bleibt, aber dafür hat er ja keine Unkosten. Abends trifft sich dann eine Gruppe zum Essen, „alles ungeimpfte Leute“ erklärt einer der Anwesenden. Einer erklärt, warum Deutschland eine Firma ist und der Staat nur simuliert werden würde. Dann spielen sie gemeinsam durch, wie es wäre, dass die Regierung abdankt und sich entschuldigt. Aber man müsste sich im Königreich organisieren.
Es fällt mir schwer, Worte zu finden, um das widerzugeben, was die Protagonist*innen des Films von sich geben. Ich kann ja schon mit harmloser Esoterik nichts anfangen, nichts mit Religion, nichts mit Homöopathie, erst richtig nicht mit den skurrilen Dingen, um die es in dem Film geht. Das ist irgendwo zwischen erschreckend, bedauerlich und vermutlich auch gefährlich. Irgendwie krass, was sich Julian Vogel und Johannes Büttner da angetan haben. Erstaunlich auch, dass sie mit der Kamera dabei sein durften. Und manchmal habe ich das Gefühl, man müsste manche dieser Menschen selbst davor bewahren, bei dem, was sie hier vor der Kamera von sich geben. Mich macht dieser Film sprachlos.
SOLDATEN DES LICHTS
Regie: Julian Vogel und Johannes Büttner / Deutschland 2024 / 108 Minuten
Der Film läuft beim DOK.fest München, 7. bis 18. Mai 2025.