
GROWING DOWN / MINDEN RENDBEN von Bálint Dániel Sós in Perspectives bei der Berlinale
Sándor ist verwitwet. Doch er hat eine neue Freundin gefunden und mit ihr Halt und Geborgenheit, vielleicht auch für seinen Sohn, den der Tod seiner Mutter sehr mitgenommen hat. Doch eines Tages muss Sándor mit ansehen, wie sein Sohn die Tochter seiner Lebensgefährtin in ein leeres Schwimmbecken stößt. Oder hat er es nicht genau genug gesehen? Jedenfalls tut er alles, um die Schuld von seinem Sohn fernzuhalten. Doch das Lügengebäude, das er dazu konstruiert, droht bald einzustürzen. MINDEN RENDBEN ist der erste abendfüllende Spielfilm des Regisseurs, Drehbuch- und Prosaautors Bálint Dániel Sós, ein berührendes in mattem Schwarzweiß gehaltenes Werk um die möglicherweise vermeintliche Schuld eines Kindes.
von Bálint Dániel Sós (Regie, Buch), Gergő V. Nagy (Buch) mit Szabolcs Hajdu, Ágoston Sáfrány, Anna Hay, Zonga Jakab-Aponyi, Zsófia Szamosi
85′, Ungarn 2025, Farbe & Schwarz-Weiß, Ungarisch, Untertitel: Englisch, Weltpremiere, Debütfilm
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MICKEY 17 von Bong Joon Ho
Der neue Film vom Parasite-Regisseur Bong Joon Ho bei der Berlinale 2025, ist eine Science-Fiction-Komödie. Mickey Barnes ist ein „Expandable“ auf einem Raumschiff, ds zu einem Planeten unterwegs ist. Der Himmelskörper ist unerforscht, die Mission gefährlich. Aber das ist Mickeys Aufgabe. Und sollte etwas passieren, so würde einfach ein Bioprint, eine Kopie von ihm angefertigt. Prompt bleibt er auf dem Planeten in einer Gletscherspalte stecken. Für tot wird er erklärt, ist er aber nicht. Die neue Version wird gedruckt, aber nun ist er ja noch am Leben…
Eine krasse Science-Fiction- und Gesellschaftssatire mit unzähligen aktuellen Anspielungen, absurd, bunt, schräg, voller Lacher, aktueller geht’s kaum.
Regie: Bong Joon Ho. Mit Robert Pattinson, Naomi Ackie, Steven Yeun, Toni Collette, Mark Ruffalo. USA / Südkorea / Vereinigtes Königreich 2024
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ISLANDS von Jan-Ole Gerster
Fuerteventura, Kanarische Inseln. Tom (Sam Riley) lebt von vergangenen Zeiten und seinem schwindenden Ruhm als mittelmäßiger Tennisprofi, der aber, das sind die Geschichten die alle immer noch gerne hören wollen, einmal gegen einen der großen mehrere Asse hintereinander schlagen konnte. Heute gibt er in einer Hotelanlage Tennisunterricht und versucht die Fassade aufrechtzuerhalten, die aber seine Alkoholsucht und seine Obdachlosigkeit nur schwer verdecken kann. Mal pennt er im Wüstensand, mal im Auto, ständig in Gefahr seine Termine zu verpennen. Immerhin ist er noch attraktiv genug, dass er hin und wieder eine der Touristinnen im All-Inclusive-Hotel aufreißen kann und dann bedeutungslosen Sex mit ihr hat. Doch eines Tages tauchen Anne (Stacy Martin), ihr Mann Dave (Jack Farthing) und ihre Sohn Anton (Dylan Torell) als Touristen in der Anlage auf. Schon als Anne aus dem Flughafenbus aussteigt, mustert sie Tom intensiv. Es ergibt sich, dass Tom nicht nur dem Sohn Tennisunterricht gibt, sondern er lässt sich auch darauf ein, für die Familie den Reiseleiter für einen Tag zu spielen, spürbar spielt dabei Annes Attraktivität eine Rolle. Die vier verbringen einen entspannten Tag zusammen, schauen sich einiges an, was es auf der Insel so zu sehen gibt, beinahe freundet man sich an, zumindest wirkt das so. Abends geht Anne früh ins Bett und Dave kommt auf die Idee, mit Tom noch in den nahegelegenen Club zu gehen, um dort zu trinken und rumzuschäkern. Doch am nächsten Morgen meldet sich Anne besorgt: Dave ist verschwunden, nicht wieder im Hotelzimmer aufgetaucht. Was ist passiert?
Jan-Ole Gerster erzählt einen brillanten Thriller, der immer wieder mit Andeutungen und Anspielungen arbeitet, einen lange im Ungewissen lässt, überraschende Wendungen bietet und dabei mit einem überzeugenden Cast und einer flirrenden Location eine spannenden Film erzählt – in einem Interview sagt Gerster, er habe irgendwo den Genrebegriff Vacation-Noir aufgeschnappt.
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Meine Berlinale-Filme 2025:
Kaj ti je deklica (Little Trouble Girls) von Urška Djukić ☆☆☆,5
Das Licht von Tom Tykwer ☆☆☆
Minden Rendben / Growing Down von Bálint Dániel Sós ☆☆☆
El Diablo Fuma von Ernesto Martínez Bucio ☆☆☆
Kein Tier. So Wild. von Burhan Qurbani ☆☆☆
Hot Milk von Rebecca Lenkiewicz ☆☆
Mit der Faust in die Welt schlagen von Constanze Klaue ☆☆☆,5
A complete unknown von James Mangold ☆☆☆☆
Köln 75 von Ido Fluk ☆☆☆,5
Mickey 17 von Bong Joon Ho ☆☆☆
Ari von Léonit Serraille ☆☆☆,5
Heldin von Petra Volpe ☆☆☆☆
Islands von Jan-Ole Gerster ☆☆☆,5
La tour de glace von Lucile Hadžihalilović ☆☆
O ultimo azul von Gabriel Mascaro ☆☆☆☆
If I had legs I’d kick you von Mary Bronstein ☆☆☆,5
Was Marielle weiß von Frédéric Hambalek ☆☆☆☆
After this death von Lucio Castro ☆☆☆,5
The narrow road to the deep north von Justin Kurzel ☆☆☆
Blue Moon von Richard Linklater ☆☆☆☆
El Mensaje von Iván Fund ☆☆☆
Kontinental ’25 von Radu Jude ☆☆☆,5
Yunan von Ameer Fakher Eldi ☆☆☆
Drommer von Dag Johan Haugerud ☆☆☆☆
La Cache von Lionel Baier ☆☆☆
Geu jayeoni nege mworago hani von Hong Sangsoo ☆☆☆,5
Strichka chasu von Kateryna Gornostai ☆☆☆☆
Lurker von Alex Russell ☆☆☆
Zhi Wu Xue Jia von Jing Yi ☆☆☆☆